Rechte, rassistische und antisemitische Gewalt in Brandenburg 2024

Die Opferperspektive verzeichnet für 2024 insgesamt 273 rechte, rassistische und antisemitische Gewalttaten, von denen mindestens 416 Personen unmittelbar betroffen waren. Dies bedeutet einen erneuten Anstieg rechter Gewalttaten gegenüber dem Vorjahr (2023: 242). Die Zunahme erstreckt sich über fast alle Phänomenbereiche und Tatbestände und markiert das höchste Niveau rechter Gewalt seit 2016.
Besonders besorgniserregend ist die zunehmende Gewalt gegen politische Gegner:innen und der sprunghafte Anstieg von Angriffen auf Mädchen und Frauen. Auffällig ist zudem eine Häufung von Angreifer:innen im Jugend- und Heranwachsendenalter. Nach Einschätzung der Opferperspektive verfestigt sich in Brandenburg eine neue, subkulturell geprägte rechte Jugendkultur mit hohem Gewaltpotenzial.

Eine umfassende Analyse für das Jahr 2024 findet sich im Hintergrundpapier.

Zahl rechter Gewalttaten nach Landkreisen und kreisfreien Städten

Der Anstieg rechter Gewalt setzt sich 2024 in der Mehrzahl der Landkreise und kreisfreien Städte fort. Dabei lässt sich 2024 kein klarer regionaler Trend ausmachen.

Tatbestände

Wie auch in den Vorjahren stellen Körperverletzungsdelikte die am häufigsten erfassten Straftatbestände bei rechten Gewalttaten in Brandenburg dar. Die Opferperspektive registrierte 75 einfache (2023: 74) und 66 gefährliche Körperverletzungen (2023: 60) und damit einen weiteren Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Anzahl der Bedrohungen und Nötigungen stieg erneut – von 98 in 2023 auf 116 Taten in 2024. Weiterhin erfasste die Opferperspektive 4 Fälle massiver Sachbeschädigung (2023: 2) und eine Brandstiftung (2023: 2), die sich gegen politische Gegner:innen richtete. Darüber hinaus erlangte die Opferperspektive Kenntnis von 3 Raubdelikten (2023: 4), bei denen ebenfalls politische Gegner:innen das Ziel der Angreifenden waren. Hinzu kommen 3 Fälle von gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr (2023: 1), 2 Fälle von räuberischer Erpressung und 2 Fälle von Stalking. Zudem erfasste die Opferperspektive eine versuchte Entziehung Minderjähriger mit rassistischer Tatmotivation. Die letzten drei Tatbestände sind erstmalig in der Statistik der Opferperspektive zu finden.

Tatmotivationen

Das häufigste Tatmotiv rechter Gewalttäter:innen bleibt auch im Jahr 2024 Rassismus, mit 130 erfassten Angriffen (2023: 146).
Besonders alarmierend ist der Anstieg der Attacken auf politische Gegner:innen um nahezu 75% im Vergleich zum Vorjahr. Mit 66 Übergriffen wurde damit der mit Abstand höchste Wert überhaupt für dieses Tatmotiv verzeichnet (2023: 38). 16 dieser Attacken richteten sich gegen politische Verantwortungsträger:innen und Wahlkämpfer:innen und 2 gegen Journalist:innen.
Einen deutlichen Anstieg verzeichnete die Opferperspektive auch bei antisemitischen Gewalttaten (2024: 11; 2023: 3) und LGBTIQ*-feindliche Gewalttaten (2024: 19; 2023: 10) und Angriffe auf nicht-rechte Personen (2024: 8; 2023: 5). Die Zahl erfasster sozialdarwinistischer Gewaltdelikte ist genauso hoch wie im Vorjahr (jeweils 6 Angriffe). Hinzu kommt eine Reihe von rechten Gewalttaten, bei denen der Opferperspektive das genaue Motiv der Täter:innen nicht bekannt wurde (2024: 33; 2023: 34).

Zahl rechter Straftaten nach Tatmotiven

Betroffene

Die Opferperspektive geht für das Jahr 2024 von mindestens 416 Personen aus, die unmittelbar
von rechter Gewalt betroffen waren (2023: 390). Dies ist ein erneute Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren (2023: 390; 2022: 245) und markiert die höchste jemals von der Opferperspektive registrierte Zahl.
Dazu zählten 189 männliche (2023: 170) und 121 weibliche (2023: 82) Personen. Hinzu kamen mehrere geschlechtsspezifische Angriffe auf nicht-binäre Personen und Menschen mit dem Geschlechtseintrag „divers“. Die Differenz zur Gesamtzahl von 416 betroffenen Personen ergibt sich aus den von staatlichen Quellen übernommenen Fallmeldungen, bei denen keine Betroffenendaten übermittelt wurden.
Insbesondere die Zahl von Angriffen auf Mädchen und Frauen ist 2024 sprunghaft gestiegen.
Insgesamt waren durch 85 Attacken mindestens 121 Mädchen und Frauen betroffen. Mehr als
die Hälfte dieser Gewalttaten war rassistisch motiviert (44). Hinzu kommt ein substantieller An-
teil von Angriffen gegen politische Gegnerinnen (30).
Die Zahl der angegriffenen Erwachsenen stieg im Jahr 2024 von 196 auf 242, die Zahl der angegriffenen Kinder blieb auf hohem Niveau nahezu gleich (2024: 42, 2023: 45).

Im Hintergrundpapier zur Jahresstatistik 2024 finden Sie ausführliche Analysen sowie die grafische Aufbereitung der Statistik. Die Grafiken sind unter Nennung der Quelle (Peer Neumann/Opferperspektive) frei verwendbar.

     

 

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