Spremberg bleibt auch im Jahr 2015 ein Beratungsschwerpunkt der Opferperspektive. Elf Angriffe von rechten Tätern vor allem gegen nicht-rechte und linke Jugendliche fanden allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres statt. Für einen Ort mit knapp 22.500 Einwohner_innen sind das unerträglich hohe Werte und eine deutliche Steigerung zu den bereits sehr hohen Angriffszahlen der vergangenen Jahre. Dabei sind die von uns erfassten Zahlen nur vorläufig und Nachmeldungen sehr wahrscheinlich.
Die rechte Dominanz in der Stadt führt so weit, dass sich Betroffene aus Angst vor weiteren Angriffen nicht mehr frei im Stadtgebiet bewegen oder zeitweise die Stadt verlassen haben. Die Angreifer vermitteln den Betroffenen mit Graffiti und Aufklebern im Stadtgebiet deutlich ihre Präsenz. In mehreren Fällen wurde aus Angst vor weiteren Angriffen oder aus Resignation vor der rechten Gewalt erst gar keine Anzeige erstattet. Viele Angreifer sind im Spremberger Fanclub von Energie Cottbus organisiert, einem Fußballverein mit einer bekanntermaßen hohen Neonazi-Anhängerschaft.
Im Moment liegen fast alle rechten Angriffsfälle aus Spremberg zur weiteren Bearbeitung beim Amtsgericht Cottbus. Oft müssen Betroffene überdurchschnittlich lange auf den Beginn ihrer Hauptverhandlung warten. Die Erfahrungen der Opferperspektive zeigen, dass Wartezeiten bis zu drei Jahren nicht selten sind. Diese zeitliche Verzögerung verschärft die Situation vor Ort. Die Betroffenen sind während dieser Zeit nicht geschützt und bekommen den Eindruck vermittelt, dass die Angriffe auf sie straflos bleiben. Die rechten Täter hingegen fühlen sich durch die verschleppte oder gar ausbleibende Sanktionierung zu neuen Angriffen ermutigt und setzten in Einzelfällen sogar Zeug_innen unter Druck. Die Opferperspektive fordert daher eindringlich, diesen Missstand zu beseitigen und die beim Amtsgericht Cottbus liegenden rechten Gewaltdelikte schneller zu bearbeiten.
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