Am Abend des 1. September fährt ein Lieferwagen vor die Geflüchtetenunterkunft in Massow. Ein Mitarbeiter der auf dem Gelände tätigen Baufirma steigt aus, ausgerüstet mit einer Atemmaske und bewaffnet mit zwei großen Sprühflaschen Pfefferspray. Er betritt das Gebäude und läuft zielstrebig in den ersten Stock. Ein Komplize wartet mit laufendem Motor. Kurz darauf sind Lärm und hustende Menschen aus dem Obergeschoss zu hören. Ein Bewohner beobachtet, wie der Angreifer ins Erdgeschoss zurückkommt und an Zimmertüren klopft. Sobald sich diese öffnen, sprüht der Mann Pfefferspray. Mittlerweile hat sich das Reizgas im gesamten Flur verteilt. Die Bewohner_innen bekommen immer schlechter Luft, einer springt aus dem Fenster. Als sich Bewohner_innen dem Angreifer in den Weg stellen, verschanzt er sich in einem der Zimmer. Die Geflüchteten retten sich ins Freie, viele müssen sich übergeben. Den Wachschutz müssen sie selbst auf den Angriff aufmerksam machen, der auch dann nur sehr zögerlich reagiert. Erst nach einer Stunde trifft ein Streifenwagen ein, die Beamt_innen fordern sofort Verstärkung an, als sie das Pfefferspray riechen. Die Feuerwehr behandelt nach eigenen Angaben an diesem Abend 82 verletzte Personen.
Für Brandenburg ist dies einer der schwersten rassistischen Angriffe des Jahres 2015. Skandalös sind die öffentliche Erklärung der Staatsanwaltschaft, der Täter hätte ohne „fremdenfeindliches Motiv“ und lediglich aus Spaß in den Korridor gesprüht, sowie die offizielle Zahl von 35 Verletzten. Während Geflüchtete von Hitlergrüßen, rassistischen und antiziganistischen Beschimpfungen berichten und gegen den Täter ein Verfahren wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen anhängig ist, behauptet die Heimleitung, keine Hinweise auf eine „rechtsextreme Einstellung“ des 28-jährigen Sachsen zu haben. Statt einer Kündigung ist der Täter nun unter Aufsicht derselben Betreiberfirma in einer Unterkunft in Jüterbog beschäftigt, sein Komplize ist weiterhin in Massow tätig.
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