Vetschau ist eine Kleinstadt, gelegen am Rande des Spreewaldes, mit knapp 10.000 Einwohner_innen. Anfang 2016 war die Stadt, wie viele andere Brandenburger Kommunen, mit der Aufgabe konfrontiert, schnell Unterkünfte für die ihr zugewiesenen Flüchtlinge bereitzustellen. In dieser Situation bot der Betreiber eines ortsansässigen landwirtschaftlichen Betriebes an, die Asylbewerber in seiner Unterkunft für Saisonarbeiter_innen unterzubringen. Im Sommer 2016 kamen Berater_innen der Opferperspektive in dieses Heim, weil es in Vetschau mehrere rassistische Angriffe auf Flüchtlinge gegeben hatte. Im Gespräch mit den Betroffenen stellte sich heraus, dass diesen nicht nur das Rassistische Klima in der Stadt zu schaffen macht, sondern auch das Leben im Heim. Auch hier finden sie keine Ruhe, herrschen Stress und Aggressionen. Es fehlte an sauberen Toiletten, stattdessen gab es DIXI-Klos, Campingduschen und ein improvisiertes Essenszelt. Die Verpflegung ist oft gering und schlecht. Trinkwasserversorgung, Postzustellung und Beheizung der Zimmer waren ebenfalls mangelhaft. Mit Unterstützung der Opferperspektive publizierte eine Gruppe von Flüchtlingen eine Erklärung, in der sie die rassistischen Angriffe, die schlechten Lebensbedingungen im Heim und Schwierigkeiten beim Zugang zu medizinischer Versorgung anprangerten und die Schließung des Heims forderten. Berater_innen der Opferperspektive bemühten sich darum, die Situation, innerhalb wie außerhalb des Heims, publik zu machen. Am 02.09.2016 schließlich versammelten sich etwa 60 Flüchtlinge und Untstützer_innen zur Kundgebung „Für Menschenwürde – Gegen rassistische Gewalt“ am Bahnhof in Vetschau. Einige der Betroffenen berichteten dort öffentlich von den rassistischen Angriffen auf sie in der Stadt. Außerdem kritisierten sie die Lebenssituation im Heim als nicht menschenwürdig. Zwar gelang es so mediale Aufmerksamkeit für die Anliegen der Flüchtlinge in Vetschau zu schaffen. Die vor Ort verantwortlichen Kommunalpolitiker_innen wiesen jedoch die Kritik zurück und weigerten sich, sich für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Flüchtlinge stark zu machen. Aufgrund der medialen Aufmerksamkeit und der Proteste sah sich jedoch der Heimbetreiber gezwungen, Zugeständnisse zu machen. So wurden zumindest die sanitären Einrichtungen teilweise verbessert.
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