Gemeinsame Pressemitteilung von Flüchtlingsrat Brandenburg, Opferperspektive und KommMit e.V./PSZ Brandenburg
Potsdam, 13.03.2025 | Der Flüchtlingsrat Brandenburg, die Opferperspektive und KommMit/PSZ Brandenburg verurteilen den Anschlag in der Nacht von Freitag auf Samstag auf eine Gemeinschaftsunterkunft im brandenburgischen Stahnsdorf auf das Schärfste. Die drei Organisationen sprechen den Bewohner*innen, den Mitarbeitenden und dem verletzten Mitarbeiter des Wachschutzes der Unterkunft ihre Solidarität aus und fordern, dass der Angriff zügig, konsequent und umfassend aufgeklärt wird.
Der Angriff in Stahnsdorf reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein, in der geflüchtete Menschen in Brandenburg zunehmend rassistischen Anfeindungen, Hetze und Gewalt ausgesetzt sind. Doch der Anstieg rechtsextremer Gewalttaten führt in der Regel zu erschreckend wenig öffentlicher Empörung und vor allem völlig unzureichenden politischen Konsequenzen. Im Vergleich dazu erfährt der Angriff auf die Gemeinschaftsunterkunft in Stahnsdorf aktuell nicht geringe mediale und politische Aufmerksamkeit. Entscheidend ist nun, dass aus diesen ersten Reaktionen auch tatsächlich ein nachhaltiges Engagement für den Schutz aller in Brandenburg lebenden Menschen erwächst.
In den direkten Gesprächen vor Ort beklagen die Bewohner*innen große Verunsicherung und konkrete Befürchtungen weiterer Gewalttaten. Insbesondere die dort lebenden Kinder äußern große Angst vor weiteren Angriffen. Auf der Seite der Verantwortlichen wird aktuell viel über notwendige Verbesserungen der Sicherheitssituation vor Ort diskutiert, wie etwa durch angemessene Beleuchtung des Geländes und die Bereitstellung eines ausreichenden Wachschutzes. Es gilt jedoch darauf hinzuweisen, dass die zentralisierte Unterbringung von schutzsuchenden Menschen ein viel grundsätzlicheres Problem birgt, da diese durch ihre Stigmatisierung und symbolpolitische Aufladung vielfach zum Hassobjekt und zur Zielscheibe rechtsradikaler Angreifer werden.
Nicht zuletzt zeigt der Angriff in Stahnsdorf einmal mehr, wie feindselige Narrative in der politischen und medialen Debatte über Flucht und Migration als Steilvorlage für rechte Gewalt dienen. Die demokratischen Verhältnisse in Brandenburg werden damit zunehmend bedroht und zur Erosion gebracht. Institutionelle Förderung von Empowerment geflüchteter Menschen und von Demokratieprojekten sowie konkreter Maßnahmen in der Bekämpfung von Rassismus und rechter Gewalt sind daher unumgänglich!
Rola Saleh vom Flüchtlingsrat Brandenburg erklärt: “Wir fordern eine unmissverständliche und entschlossene Reaktion aus Politik und Gesellschaft. Rechtsextreme Gewalttaten dürfen nicht relativiert oder verharmlost werden. Es braucht besseren Schutz für Geflüchtete und ein deutliches gesellschaftliches Signal: Brandenburg duldet keine rassistische Gewalt!”
Hannes Püschel von der Opferperspektive erklärt dazu: “Jetzt ist der Moment, geschlossen gegen Rechtsextremismus und Rassismus aufzustehen. Wir rufen dazu auf, sich solidarisch mit allen von rechter Gewalt Betroffenen zu zeigen, aktiv für eine offene, menschenfreundliche Gesellschaft einzutreten und ein deutliches Zeichen gegen Hass und Hetze zu zeigen.”
Sinja Tsai, Psychologin bei KommMit/PSZ Brandenburg, betont: „Angriffe wie der in Stahnsdorf verstärken Angst und das Gefühl ständiger Bedrohung – vor allem bei Kindern. Wir müssen rassistische Gewalt und ihre Folgen ernst nehmen und gezielt bekämpfen. Nur durch konsequente Aufklärung und gesellschaftliche Solidarität können wir den Betroffenen Sicherheit und Schutz bieten.“
Für Rückfragen und weitere Informationen:
Flüchtlingsrat Brandenburg: Rola Saleh, info@fluechtlingsrat-brandenburg.de, 0151 42 02 74 26
Opferperspektive: Hannes Püschel, h.pueschel@opferperspektive.de, 0151 50768549
KommMit e.V./PSZ Brandenburg: presse@kommmit.eu, 0155 60 49 72 30
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