Für das Jahr 2012 hat der Verein Opferperspektive 95 rechtsmotivierte Gewalttaten im Land Brandenburg gezählt. Die erfassten Straftaten richteten sich nach Kenntnis der Beratungsstelle gegen mindestens 146 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr wurde ein Anstieg der Gewalttaten dokumentiert, 2011 waren 84 Fälle rechter Gewalt registriert worden.Es wurden 60 Körperverletzungen, 23 versuchte Körperverletzungen und Bedrohungen, fünf Raubdelikte, drei Brandstiftungen und vier Sachbeschädigungen registriert. Der Anteil der rassistisch motivierten Gewalttaten erhöhte sich auf fast 50 Prozent. Gleichzeitig wurden etwas weniger Angriffe gegen nicht-Rechte Jugendliche und alternative Menschen verzeichnet. In 46 der 95 Fälle wurden Flüchtlinge und MigrantInnen angegriffen. 31 Angriffe wurden aus Hass auf politische Feinde begangen. 15 Übergriffe richteten sich gegen alternative Jugendliche. In zwei der 95 Fällen handelte es sich um Angriffe auf vermeintlich sozial benachteiligte Personen. Ein Angriff wurde aus homophoben Motiven begangen.
Wie in den Vorjahren ergibt sich ein regionaler Schwerpunkt im Süden Brandenburgs. Seit Jahren sind Cottbus und Spree-Neiße ein Schwerpunkt rechter Gewalt. Allein in Spremberg wurden im letzten Jahr sechs rechte Angriffe verübt. Alle Täter lassen sich der organisierten Neonaziszene zuordnen. Ein besonders brutaler Übergriff ereignete sich in der Nacht vom 12. Mai 2012 in Spremberg. Fünf Jugendliche wurden vor einem Jugendclub von mindestens sechs Personen angegriffen. Die mit Teleskop-Schlagstöcken bewaffneten Rechten schlugen die Scheiben ihres Autos ein und versuchten, einen der Jugendlichen aus dem Auto zu zerren. Alle Betroffenen erlitten Schnittwunden und Prellungen, einem Jugendlichen wurde die Hand gebrochen. Die Angriffe organisierter Neonazis verwandeln Spremberg für die Betroffenen in eine Angstzone. Die Gewalt zielt nicht nur auf alternative Jugendliche: Nach einem Bericht über Neonaziaktivitäten in der Region wurden an der Redaktion der Lausitzer Rundschau Tierinnereien angebracht und Neonaziparolen gesprüht.
Besonders beunruhigend sind auch die Aktivitäten der militanten Neonazigruppe »Nationaler Widerstand Berlin« in Brandenburg. Anfänglich waren es Hakenkreuzschmiereien auf Stolper- und Gedenksteinen für die Opfer des Faschismus. Vor dem Haus eines Jugendlichen in Storkow wurden im Sommer die Worte »Game Over« und sein Name gesprüht. In der Nacht vom 9. Oktober 2012 wurde das Flüchtlingsheim in Waßmannsdorf angegriffen, hier hinterließen die Täter ein Hakenkreuz und den Schriftzug »Rostock ist überall«. Bei allen Aktionen wurde sich durch das Hinterlassen des Schriftzugs »NW-Berlin« zu den Taten bekannt. Die Angriffe auf Flüchtlingsheime und Wohnhäuser zeigen, wie unangreifbar sich die Täter fühlen.
Informationen Tobias Pieper
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