Seit wann sind Sie mit Ihrem Imbiss in diesem Ort?
Ich bin hier seit Ende 1994. Am Anfang hatte ich vor einer Kaufhalle einen Container. Den hatte ich damals von einem Bekannten übernommen. Das lief ganz gut. Ich hatte auch nicht viele Probleme. Ein paar Mal wurde eingebrochen, und es gab ein paar Schmierereien.
Was waren das für Schmierereien?
Ja, die waren schon von Rechten – Hakenkreuze und so. Das hat mich aber nicht weiter gestört. Ich konnte dann 1997 in die Kaufhalle umziehen. Da habe ich dann viel investiert und einiges umgebaut. Das ist jetzt ein richtiges Bistro mit einer großen Theke und Tischen und Stühlen. Man kann da sitzen und fernsehen. Dann gab es wieder Vorfälle, wieder Hakenkreuze an der Scheibe. Das habe ich dann auch der Polizei gemeldet. Das war 2000 und 2001 und auch im letzten Jahr.
Gab es noch andere Probleme?
Ja, es gibt hier im Ort ein paar rechte Jugendliche. Die haben ab und zu bei mir eingekauft. Wenn sie betrunken waren, haben sie mich und auch andere Gäste belästigt. Ich habe sie dann rausgeschmissen und Hausverbot erteilt. Aber sonst war alles ruhig. Außer einmal, vor zwei Jahren: Da wurde eine Scheibe mit einem Stein eingeworfen. Und einmal an Silvester, im letzten Jahr, da waren Jugendliche da, und ich hatte Angst, dass sie mein Auto anstecken. Ich habe sie dann verjagt.
Ein Freund von Ihnen hat im Bistro geschlafen, als der Brandsatz geworfen wurde. War das Zufall?
Nein, es hat hier immer jemand geschlafen. Ich habe viel investiert und hatte
Angst, dass eingebrochen wird. In der betreffenden Nacht rief mich mein Freund an und sagte, dass jemand einen Brandsatz durch die Scheibe geworfen hat und er alles löschen konnte. Ich bin sofort hingefahren. Ich war total schockiert, dann habe ich die Polizei gerufen. Die haben alles untersucht und am nächsten Tag drei junge Männer verhaftet. Einem von ihnen hatte ich Hausverbot erteilt.
Was ist dann passiert? Hat sich jemand um Sie gekümmert?
Ja, am nächsten Tag kamen Schulkinder mit ihrer Lehrerin und einem Blumenstrauß. Das hat mich sehr gerührt; ich musste weinen. Dann war auch viel Presse da. Und dann kam noch der Bürgermeister mit anderen Leuten aus dem Rathaus. Zum Teil habe ich die gekannt von den Ämtern. Sie haben sich entschuldigt und mir Hilfe angeboten. Ich habe mich bedankt und gesagt, dass es mich freut, dass sie nach zehn Jahren mal bei mir vorbeikommen.
Was haben Sie jetzt vor?
Wissen Sie, ich habe keine Lust mehr hier zu arbeiten. Wenn einem so etwas passiert ist, dann mag man nicht mehr. Außerdem läuft das Geschäft jetzt schlechter. Ich habe das Gefühl, die Leute meiden mein Bistro. Ich möchte verkaufen, aber das ist schwer. Denn wer will schon ein Bistro kaufen, auf das ein Brandanschlag verübt wurde?
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