Bernd K. musste sterben, weil die beiden Rechten ihn als arbeitslosen und alkoholkranken Sozialhilfeempfänger verachteten. Bei der »Auswahl des Opfers« habe »das neonazistische Menschenbild« der Täter eine Rolle gespielt, betonte das Landgericht Neuruppin. Am 5. Mai 2009 sprach das Gericht Sven P. des Mordes schuldig. Der Mit-angeklagte Christian W. wurde wegen Beihilfe zum Mord durch Unterlassen verurteilt.
Die Täter machten keinen Hehl aus ihrer rechten Gesinnung. Sie sind mehrfach einschlägig vorbestraft. In der Tatnacht trug Sven P. ein T-Shirt, auf dem das Bild des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess prangte. In Untersuchungshaft hielten sie trotz Mordanklage an ihrer menschenverachtenden Ideologie fest und schickten sich »troie germanische Grüße«.
Der Mord an Bernd K. sorgte nicht nur wegen seiner Brutalität für Aufsehen. Empörung löste auch die Äußerung des parteilosen Bürgermeisters von Templin, Ulrich Schoeneich, aus. Er hatte nach der Tat die Existenz einer rechten Szene in Templin geleugnet. Auch sprach er sich gegen ein Benefizkonzert für die Familie des Opfers aus. Erst nach Protesten ließ er sich umstimmen. Wie schwer sich Schoeneich damit tat, öffentlich das Problem zu benennen, zeigte auch seine Reaktion auf eine Podiumsdiskussion der uckermärkischen CDU im August 2008. Die Initiative bewertete er als »Einmischung von außen«.
Seit Mitte 2007 gab es zahlreiche Übergriffe aus der rechten Szene Templins auf junge Linke, Punker und Menschen mit dunkler Hautfarbe. Die Opferperspektive zählte in den zwölf Monaten vor dem Mord zehn rechte Angriffe. Für eine Kommune mit knapp 17.000 EinwohnerInnen ist dieses Ausmaß erheblich. Drei Wochen nach dem Mord zertrat ein Neonazi in der Uckermark-Stadt einem Jugendlichen bei einer Attacke den Kiefer. Durch das Vorgehen von Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichten hat sich die Situation inzwischen entspannt. Der Opferperspektive wurden bis Juli 2009 lediglich drei Angriffe bekannt.
Mittlerweile ist auch ein Umdenken in der Stadtverwaltung zu verzeichnen. Es gab Schulungen und Informationsveranstaltungen. Auch unterstützt die Stadt BügerInnen, die sich gegen die rechte Szene in Templin engagieren.
Der Mord an Bernd K. zeigt, wie rechte Ideologiefragmente zu einer völlig ent-grenzten Gewaltbereitschaft gegen diejenigen führen, die als »anders« oder »schwach« angesehen werden. Armut, Ausgrenzung, Wohnungslosigkeit gel-ten rechten Schlägern als Beweis für die Minderwertigkeit des Opfers. Ein gesellschaftliches Klima, in dem sozial Randständige für ihre Situation selbst verantwortlich gemacht werden, trägt dazu bei, dass diejenigen, die am wenigsten Zugang zu Hilfe und Unterstützung haben, rechten Gewalttätern schutzlos ausgeliefert sind.
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