2024: Rechte Gewalt in Brandenburg erreicht erneut Höchstwerte


Politische Gegner:innen im Visier –
Rechte Gewalt in Brandenburg erreicht 2024 erneut Höchstwerte

Pressemitteilung zur Jahresstatistik 2024

Die Opferperspektive verzeichnet für das Jahr 2024 mit 273 Angriffen erneut einen Anstieg rechter Gewalttaten in Brandenburg. Besonders besorgniserregend ist die zunehmende Gewalt gegen politische Gegner:innen. Die Opferperspektive fordert entschiedenes Handeln von Politik und Gesellschaft, um diese gefährliche Entwicklung zu stoppen.

Für das Jahr 2024 dokumentierte die Opferperspektive insgesamt 273 rechte, rassistische und antisemitische Gewalttaten in Brandenburg, von denen mindestens 416 Personen unmittelbar betroffen waren.
Das häufigste Tatmotiv rechter Gewalttäter:innen bleibt auch in diesem Jahr Rassismus, mit 130 erfassten Angriffen. Besonders alarmierend ist der Anstieg der Attacken auf politische Gegner:innen um nahezu 75% im Vergleich zum Vorjahr. Mit 66 Übergriffen wurde damit der mit Abstand höchste Wert überhaupt für dieses Tatmotiv verzeichnet (2023: 38). Die Angriffe richteten sich sowohl gegen politische Verantwortungsträger:innen und Journalist:innen als auch gegen häufig junge Menschen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Besonders im Kontext der Kommunal-, Europa- und Landtagswahlen 2024 war eine deutliche Radikalisierung zu beobachten. Bedrohungen, Sachbeschädigungen und direkte Angriffe wurden dabei gezielt eingesetzt, um Angst zu verbreiten.

„Wir haben es mit einer Eskalation rechter Gewalt zu tun, die nicht nur einzelne Menschen trifft, sondern sich gegen unsere vielfältige und demokratische Gesellschaft richtet. Die extreme Rechte in Brandenburg tritt zunehmend selbstbewusst und aggressiv auf und duldet in ihrem Dominanzbestreben keinen Widerspruch. Der Anstieg der Angriffe auf politische Gegner:innen und die zunehmende Gewalt gegen alle, die nicht ins rechte Weltbild passen, belegen diese gefährliche Entwicklung“, erklärt Judith Porath, Geschäftsführerin der Opferperspektive.

Wie auch in den Vorjahren stellen Körperverletzungsdelikte den am häufigsten erfassten Straftatbestand bei rechten Gewalttaten in Brandenburg dar. Die Opferperspektive registrierte 75 einfache und 66 gefährliche Körperverletzungen und damit einen erneuten Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Ebenfalls weiter gestiegen ist die Anzahl von rechten Bedrohungs- und Nötigungsdelikten (2024: 116; 2023: 98).

„Ob Gewalt gegen politische Gegner:innen im Wahljahr, rassistische Angriffe auf ganze Familien oder queerfeindliche Attacken rund um CSDs – rechte Täter:innen verfolgen das Ziel, Menschen einzuschüchtern und in ihren Handlungsspielräume einzuschränken. Betroffene berichten von einer zunehmenden Bedrohung, sei es durch direkte Angriffe oder die Angst, ins Visier zu geraten, wenn sie sich öffentlich gegen Rechts positionieren“, erläutert Joschka Fröschner, Berater und Monitoringbeauftragter der Opferperspektive.

Der Anstieg rechter Gewalt setzt sich 2024 in der Mehrzahl der Landkreise und kreisfreien Städte fort. Dabei lässt sich kein klarer regionaler Trend ausmachen. Besorgniserregend ist der sprunghafte Anstieg von Angriffen auf Mädchen und Frauen. Insgesamt waren bei 85 Attacken 121 Mädchen und Frauen betroffen (2023: 82).
Auffällig ist zudem eine Häufung von Angreifer:innen im Jugend- und Heranwachsendenalter. Nach Einschätzung der Opferperspektive verfestigt sich in Brandenburg eine neue, subkulturell geprägte rechte Jugendkultur mit hohem Gewaltpotenzial.

Im Hinblick auf die auch im 1. Quartal 2025 bereits hohe Fallzahl rechter Angriffe schlussfolgert die Leiterin der Gewaltopferberatung Anne Brügmann:

„Wer es mit dem Kampf gegen Rechtsextremismus ernst meint, muss handeln – nicht nur reden. Es braucht eine konsequente Strafverfolgung rechter Gewalttäter:innen durch Polizei und Staatsanwaltschaft sowie klare Signale aus der Politik, dass der Schutz Betroffener von rechter Gewalt oberste Priorität hat. Dazu gehört auch die langfristige Absicherung von Beratungsstrukturen.
Der Einsatz für eine offene Gesellschaft darf nicht mit Angst und Gewalt bezahlt werden. Die Politik muss der demokratischen Zivilgesellschaft den Rücken stärken und sie in ihrem Engagement gegen die extreme Rechte und für eine vielfältige Gesellschaft unterstützen“, betont Brügmann.

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Im Hintergrundpapier zur Jahresstatistik 2024 finden Sie ausführliche Analysen sowie die grafische Aufbereitung der Statistik. Die Grafiken sind unter Nennung der Quelle (Peer Neumann/Opferperspektive) frei verwendbar.

     

 

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