Potsdam, 13.7.2023
Gestern wurde bekannt, dass die beiden Lehrer:innen, die rechte Umtriebe an der Grund- und Oberschule in Burg öffentlich machten, Versetzungsanträge gestellt haben. Sie werden im neuen Schuljahr nicht mehr in Burg unterrichten. Die Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt der Opferperspektive drückt ihr Bedauern, aber auch ihr vollstes Verständnis für diesen Schritt aus. Sie wird den Lehrer:innen auch in Zukunft zur Seite stehen, und die wichtige Arbeit des Netzwerks „Mehr Demokratie an Schulen“ weiter unterstützen. Die Opferperspektive freut sich darüber, dass die beiden Lehrer:innen ihr Engagement im Netzwerk fortsetzen werden.
„Angesichts fortwährender Bedrohungen ist der Weggang der Lehrer:innen aus Burg die logische Folge. Sie haben großen Mut bewiesen und persönliche Konsequenzen in Kauf genommen, um sich der rechten Landnahme an ihrer Schule entgegen zu stellen. Nun steht aber der Selbstschutz und der Schutz ihrer Familien im Vordergrund“, bewertet Joschka Fröschner, Berater der Opferperspektive, die Situation. „Lokal- und Landespolitik müssen sich nun die Frage stellen, wieso es nicht gelungen ist, die zwei Lehrer:innen ausreichend zu stärken und zu schützen“, ergänzt Fröschner.
Die Welle an Drohungen und Hetze, die über die Lehrer:innen und Aktive des Netzwerks in den letzten Wochen gerollt ist, macht deutlich, dass konsequente Gegenwehr gegen rechte Einstellungen und Organisierung in Burg und im gesamten Landkreis notwendig ist. So ist der Weggang der Lehrkräfte nicht nur ein herber Verlust für die Grund- und Oberschule in Burg, die zwei engagierte Mitarbeiter:innen verliert, welche sich für demokratische Werte und den Schutz ihrer Schüler:innen eingesetzt haben. Auch für den gesamten Ort ist es eine Niederlage. Denn das Problem, das Burg mit der extremen Rechten hat, verschwindet nicht, wenn niemand mehr da ist, um es zu thematisieren.
„Wenn der lokale Amtsdirektor den Wahrheitsgehalt von Meldungen zu rechten Vorfällen anzweifelt, wenn die Landesregierung fast zwei Monate braucht, um auf die Lehrer:innen zuzugehen, wenn vor Ort keinerlei Konsequenzen zu spüren sind – dann kann es nicht verwundern, dass sich diejenigen, die vor Ort für Demokratie und eine solidarische Gesellschaft kämpfen, alleine gelassen fühlen“, äußert sich Fröschner.
Wenig verwunderlich, aber trotzdem erschreckend ist der nun zu vernehmende Jubel aus den Reihen der extrem rechten AfD. „Wer, wie der Cottbuser Kreischef Jean Pascal Hohm, die Versetzungsanträge der Lehrer:innen als Erfolg bürgerlichen Engagements bezeichnet, billigt implizit die rechten Gewaltandrohungen und Straftaten, die dem Wunsch nach Versetzung zu Grunde liegen“, stellt Joschka Fröschner klar. „Die AfD positioniert sich hier erneut als parlamentarischer Arm der gewaltbereiten extremen Rechten im Land Brandenburg.“
Die Opferperspektive wünscht Laura Nickel, Max Teske und dem gesamten Netzwerk „Mehr Demokratie an Schulen“ viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft. Die Beratungsstelle ist ansprechbar für alle im Land Brandenburg, die sich gegen die extreme Rechte stellen und auf Grund ihres Engagements bedroht oder angegriffen werden.
Ansprechperson für Nachfragen:
Joschka Fröschner – 0151 5072 4851
j.froeschner@opferperspektive.de
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