Am Abend des 16. April 2000 wurde ein Schwarzafrikaner, Luc-Marcel I., in Neustadt/Dosse von fünf, einschlägig bekannten rechten Jugendlichen überfallen. Er wollte einen Spaziergang zur Telefonzelle im Ort machen, da hörte er nur die Worte »Hey, N-Wort, was machst du hier?«, »Scheiß, Arschloch«. Zwei Jugendliche bespuckten und traten ihn, die anderen standen im Halbkreis. Luc versuchte, auf sich aufmerksam zu machen und schrie nach Hilfe, doch niemand in den umliegenden Häusern reagierte. Als er zu den Jugendlichen schrie, dass er die Polizei holen wolle, traf ihn eine Flasche am Vorderkopf und ein Knüppel oder knüppelähnlicher Gegenstand am Hinterkopf. Er konnte fliehen, rannte zum Heim, die Täter verfolgten ihn. Erst die Wachmänner des Heims, die diese Verfolgungsjagd sahen, riefen die Polizei.
Der Angriff ist nur einer von vielen in diesem Jahr in Brandenburg, der Verlauf und die Reaktionen sind keine Seltenheit, das Opfer schreit um Hilfe, doch niemand greift ein. Auch örtliche Presse oder Behörden reagieren oft nur zögerlich.
Gewalttätige Übergriffe auf Ausländer und andere werden von diesen als eine eskalisierte Form gesellschaftlicher Ausgrenzung, Ungleichbehandlung und/oder Stigmatisierung erfahren.
In der aktuellen öffentlichen Debatte zum Thema Rechtsextremismus wird häufig vernachlässigt, dass alle Teile der Gesellschaft in das Problem verstrickt sind. Die Rufer nach härterem staatlichen Durchgreifen und verschärften Gesetzen zielen auf die Symptome und begeben sich weiter auf den Weg zu einem autoritären Staat.
Stattdessen brauchen wir eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Wurzeln von Rassismus und völkischen Stimmungen im Staatswesen und der Bevölkerung.
Am Mittwoch, den 9. August, um 14.30 Uhr findet im Amtsgericht in Neuruppin, Karl-Marx-Straße 18a, Zimmer 116, der Prozess gegen zwei mutmaßliche Täter statt.
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