Was war geschehen? Am frühen Morgen des 26. Mai hatte Oscar M. sich auf den Heimweg von seiner Arbeit bei der Lausitzer Rundschau gemacht, mit der er sein Studium finanziert. Vor der Stadthalle hätten ihn zwei Männern angepöbelt und mit Steinen beworfen, so der Student. Die beiden sowie ein weiterer Mann – ein Polizist außer Dienst – verfolgten ihn. Dieser beschimpfte Oscar M. mit dem N-Wort und schlug ihm ins Gesicht. Der Student wehrte sich und streckte den alkoholisierten Angreifer nieder, wobei der einen Schlüsselbeinbruch erlitt.
Dass Polizisten als rechte Gewalttäter auffallen, ist eine Ausnahme. Dass der Vorfall verschwiegen wurde, entspricht aber der Regel. In einer aktuellen Studie konstatiert das Deutsche Institut für Menschenrechte über den Umgang mit polizeilichem Fehlverhalten: »Es wird regelmäßig behauptet, nichts gesehen oder gehört zu haben, oder es werden sogar entlastende Falschaussagen gemacht.« Verfahren gegen Polizisten werden zudem überdurchschnittlich oft eingestellt. Es wäre wünschenswert, wenn dies in Cottbus nicht geschieht. Denn wohin es führen kann, wenn geschwiegen und weggesehen wird, zeigen die Übergriffe gegen Flüchtlinge und die Kumpanei mit Rechtsextremen auf Polizeiwachen in Sachsen-Anhalt.
Über 1.000 ausländische Studierende leben in Cottbus. Das Akademische Auslandsamt empfiehlt ihnen, sich bei Problemen vertrauensvoll an die Polizei zu wenden. »Aber wie soll ich Vertrauen in die Polizei haben?«, fragt Oscar M. Dass die zum Tatort gerufenen Beamten ihn ebenfalls mit dem N-Wort bezeichneten, empfindet er inzwischen als ebenso schlimm wie den vorhergehenden Angriff.
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