Potsdam, 29.06.2023
Am vergangenen Wochenende, in der Nacht von Freitag auf Samstag, verübten bisher unbekannte Täter:innen einen Brandanschlag auf die Michaelkirche in Spremberg. Offensichtlich wurde versucht, eine am Gebäude befestigte Regenbogenfahne in Brand zu setzen. Das Pfarrhaus ist direkt mit der Kirche verbunden. Zu dem Zeitpunkt des Anschlags schliefen hier vier Personen, die durch eine mögliche übergreifende Brandentwicklung in erhebliche Gefahr gekommen wären. Die Opferperspektive spricht den Betroffenen und der Gemeinde ihre Solidarität aus.
Die Pfarrer:innen und Mitglieder der Kirchengemeinde engagieren sich vielfältig und in unterschiedlichen Netzwerken für eine freie und offene Gesellschaft. So fand am Abend des Anschlags eine Filmveranstaltung gemeinsam mit dem CSD Cottbus e.V. statt, bei der der Dokumentarfilm „Nelly und Nadine“ gezeigt wurde. Der Film thematisiert die lesbische Liebe zweier Frauen im KZ Ravensbrück. Auch sonst bietet die Gemeinde einen wichtigen Schutzraum und Ort des Zusammenkommens für Engagierte – sei es in der Arbeit gegen Rassismus und die extreme Rechte der Region oder für ein solidarisches und vielfältiges Miteinander.
„Die Täter:innen verfolgen mit dem Anschlag ein klares Ziel, nämlich Angst zu verbreiten und einzuschüchtern. Es ist der Versuch, denjenigen einen sicheren Ort zu nehmen, die ihn dringend brauchen“, äußert sich Joschka Fröschner, Mitarbeiter der Beratungsstelle für Betroffene rechter und rassistischer Gewalt. „Von einer starken rechten Szene werden solche Schutzräume, die an Orten wie Spremberg elementar wichtig sind, nicht geduldet. Denn ihre Existenz stellt eine Gefahr für die extreme Rechte vor Ort dar, weil sie ihren Vormachtsanspruch in Frage stellt.“
Rechte Anschläge werden mit der Absicht begangen, die Betroffenen und ihr Umfeld zu verunsichern und sie zum Schweigen zu bringen. Anstatt laut zu werden und hinzuschauen, soll rechte Organisierung hingenommen werden. In der medialen Berichterstattung in Folge des offenen Briefes von Lehrer:innen aus Burg/Spreewald waren es auch immer wieder mutige Spremberger:innen, die öffentlich rechte Umtriebe in ihrer Stadt thematisierten. Der Anschlag ist insofern auch eine Reaktion der extremen Rechten auf eben diesen Mut.
„Jetzt kommt es darauf an, den Betroffenen und der Gemeinde den Rücken zu stärken. Ihnen deutlich zu machen, dass sie nicht alleine da stehen. Gerade Signale der Solidarität aus dem lokalen Umfeld, von Menschen vor Ort können große Wirkung haben“, ergänzt Fröschner. „Aber auch von der Lokal- und Landespolitik muss ein klares Signal ausgehen, dass solche Angriffe auf die Grundfeste unseres Miteinanders nicht hingenommen werden.“
Ansprechperson für Nachfragen:
Joschka Fröschner – 0151 5072 4851
Zuständiger Berater bei Opferperspektive e.V., Potsdam