Es war auf den Tag zehn Jahre her, als der 23-jährige Sven Beuter von
einem Nazi-Skinhead so schwer verprügelt wurde, dass er fünf Tage später
starb. Tatort Brandenburg. Ausstellungsort Hohenstücken. Gestern wurde
die Ausstellung »Opfer rechter Gewalt seit 1990 in Deutschland» im
zukünftigen Bürgerhaus von der Sozialbeigeordneten Birgit Hübner (PDS)
eröffnet.
Dass die Wanderausstellung der Berliner Künstlerin Rebecca Forner in die
Baubrache des leer stehenden Schulgebäudes kam, geht auf die Initiative
der PDS-Stadtverbandschefin Silvia Hauffe zurück (Stadtkurier
berichtete). Betreut wird die Exposition vom Verein Opferperspektive
Brandenburg. In mehr als 20 Städten wurde sie bisher gezeigt. Im Land
Brandenburg war sie zuvor in Neuruppin, Potsdam und Lübbenau zu sehen.
Die Ausstellung dokumentiert den qualvollen Tod von 131 Menschen
unterschiedlichster Herkunft und beinahe jeder Altersgruppen, die in
Deutschland seit 1990 von rechten Schlägern brutal ermordet wurden.
Rebecca Forner hatte in den Archiven des Berliner »Tagesspiegel« und der
»Frankfurter Rundschau« recherchiert, die auf mehr Opfer
rechtextremistischer Gewalt kamen als nach offizieller Lesart. 93 waren
es damals, heute sind es 131. In kurzer Zeit wird die Ausstellung um
vier weitere Opfer ergänzt.
Die Besucher werden mit den persönlichen Schicksalen und, wo vorhanden,
mit den Bildern der Ermordeten konfrontiert. »Rebecca Forner hat darauf
verzichtet, bei Verwandten und Freunden der Opfer nach Bildern zu
suchen, sondern sich auf das vorhandene Archivmaterial beschränkt«, sagt
Jonas Frickmann von der Opferperspektive. Auf den bedruckten Folien sind
trocken die brutalen Umstände der Morde geschildert. Merkwürdig
kontrastiert werden Fotos und Text durch eingestanzte Postkartenidyllen,
die das Selbstbild von Städten widerspiegeln sollen. Allerdings handelt
es sich um eine zufällige Auswahl von Städten, unabhängig von den
Tatorten. Frickmann: »Wir wollten eine Stigmatisierung der Tatorte als
Nazistädte vermeiden.« Nicht um den Kontrast geht es, den tatsächliche
Postkartenansichten von Tatorten hervorrufen, sondern um das Konzept des
Widerspruches von Selbstbild und Wirklichkeit. Susanne Fischer, Leiterin
der Brandenburger Kriminalpolizei, zeichnete ein Bild der meist
jugendlichen Täter: Oft betrunken brauchen sie nur die Gelegenheit, über
ein willkürlich ausgewähltes Opfer herzufallen. Bis Ende Oktober letzten
Jahres zählte sie für 2005 nur drei rechtsmotivierte Gewalttaten in der
Stadt – doch sei die Gefahr noch längst nicht gebannt, meinte Silvia Hauffe.