Unverständlich bleibt vor diesem Hintergrund die Informationspolitik der zuständigen Behörden. Obwohl sich am 30. Juni 2008 ein mutmaßlicher Täter der Polizei stellte, wurde die Öffentlichkeit nicht über die Hintergründe der Tat in Kenntnis gesetzt.
In dem Gebäude, einer alten Baracke im Industriegebiet, trafen sich seit fast einem Jahr linke und alternative Jugendliche und organisierten dort Konzerte und Veranstaltungen. Wiederholt hatten diese Jugendlichen in der Vergangenheit auf die Bedrohung durch Mitglieder der örtlichen rechten Szene hingewiesen. So wurden in dem halben Jahr vor dem Brand linke und alternative Jugendliche mehrmals durch Rechte eingeschüchtert. Ihnen wurde gedroht, die Baracke »abzufackeln«.
28. Dezember 2007:
Eine Gruppe von sieben Rechten tauchte in dem Gebäude auf und versuchte, durch verhörartiges Ausfragen der Anwesenden, Informationen über Personen des linken Spektrums in Bad Freienwalde zu erhalten. Sie drohen damit, dass das Gebäude sicherlich gut brennen würde und die Anwesenden vorsichtig sein sollten.
2. Februar 2008:
Drei Mitglieder der rechten Szene versuchten, sich gewaltsam Zugang zu den Räumen zu verschaffen, dabei schlugen sie ein Fenster ein. Zwei Personen im Inneren der Baracke alarmierten die Polizei.
3. Februar 2008:
Eine Gruppe Rechter verlangte Zutritt zu einem Konzert. Als sie am Betreten der Räume gehindert wurden, schlug einer der Rechten einen Jugendlichen ins Gesicht.
Auch in benachbarten Orten versuchten Rechte, alternative Jugendliche einzuschüchtern, um so Namen von örtlichen Antifa-Aktivisten zu erfahren. Der Brandanschlag ist einer von zahlreichen Vorfällen, die in Bad Freienwalde dazu beigetragen haben, eine alternative Jugendszene zu schwächen. Das Ausmaß der Bedrohungen und die Vielzahl der beteiligten, auch regional vernetzten Rechtsextremen belegen, dass es sich nicht um eine Ausnahmetat handelt, sondern um systematische Einschüchterung mit dem Ziel, andersdenkende Jugendliche zu verdrängen. Die Brandstiftung markiert einen Höhepunkt rechter Aktivitäten in Bad Freienwalde.
Diesem Klima der Bedrohung muss die Stadt mit adäquaten Strategien entgegen treten, um einem weiteren Erstarken der örtlichen rechten Szene zu begegnen.
Weitere Informationen Johanna Kretschmann
Telefon 0151 59100086
Aktuelles 'OPP', Bad Freienwalde, Brandanschlag, Einschüchterung, Fallbericht, rechte Aktivitäten