Mahmud Azhar war auf dem Heimweg von der Freien Universität Berlin, als ihn ein Mann verfolgte und ihm einen Feuerlöscher auf den Kopf schlug. Der Erfurter Hartmut Balzke hatte seinen Sohn zu einer Party begleitet, als ihn Skinheads niederschlugen. Die Porträts der beiden Männer, die ihren Verletzungen am 6. März 1990 und am 29. Januar 2003 erlagen, bilden Anfang und Ende der Ausstellung »Opfer rechter Gewalt« von Rebecca Forner. Dazwischen sind grobgerasterte Fotos von Asylsuchenden und Polizisten, Kellnerinnen und Seemännern, Kleinkindern und Obdachlosen angeordnet – 128 Menschen, die seit 1990 rechten Gewalttätern zum Opfer fielen.
In den wenigen Zeilen unter jedem Foto erfährt man den Namen des Opfers, den Tag und die Umstände des Todes, manchmal das Alter und die Herkunft – mehr nicht. Viele Tafeln weisen statt Fotos nur leere, graue Flächen auf. »Es gibt von vielen Opfern keine Bilder«, so die Künstlerin. Die Berlinerin hat lange recherchiert und hätte Angehörige um private Bilder bitten können. Aber sie verwendet ausschließlich öffentliches Material, »um das Bild zu dokumentieren, das sich Deutschland von den Opfern gemacht hat«. Zwischen die Tafeln sind idyllische Postkarten, Selbstbildnisse deutscher Gemeinden, und große Spiegel montiert.
»Diese Bilder habe ich noch nie gesehen, davon habe ich noch nie gehört«, resümierte Andreas Nachama von der Stiftung Topographie des Terrors die Reaktionen der BesucherInnen, als die Ausstellung 2002 erstmals auf dem ehemaligen Gestapo-Gelände gezeigt wurde. Zusammen mit der Opferperspektive plant Rebecca Forner nun, die Ausstellung bundesweit zu zeigen. »Opfer rechter Gewalt« wird ab dem 17. März 2004 im Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma in Heidelberg zu sehen sein.
Aktuelles Opferperspektive