Unterkünfte für AsylbewerberInnen müssen vor allem eins sein: billig. Der abschreckende Effekt, der bei radikaler Kosteneneinsparung herauskommt, wird vom Gesetzgeber durchaus beabsichtigt. Besonders deutlich zeigt sich das an den »Dschungelheimen«, wie sie ironisch von Flüchtlingen genannt werden: abrissreife Baracken mitten im Wald, die die Fahrt in die nächste Stadt zu einem Tagesausflug machen. Dass Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung unter solchen Bedingungen äußerst rar sind, verhindert die »Verfestigung des Aufenthalts«.
Peter Lawson kommt aus Sierra Leone. Er lebt seit vier Jahren in Crussow, genauer gesagt: im Wald bei Crussow, in einer alten russischen Kaserne. Nach Angermünde sind es zehn Kilometer durch den Wald. Die »Residenzpflicht« verbietet ihm, den Landkreis Uckermark zu verlassen. Peter Lawsons Lichtblick war das Training im Boxclub in Schwedt. Aber auch dorthin kann er seit dem 23. Januar 2005 nicht mehr.
An jenem Abend war Peter Lawson mit seinem Freund Joseph in einer Kneipe in Schwedt. Kurz bevor sie nach Hause gehen wollten, stellten sich ihnen zwei Männer in den Weg. »Nigger, hau ab!«, pöbelten sie und gingen auf Joseph los. Als Peter Lawson sich schützend vor den Freund stellte, wurde er von einem harten Faustschlag gegen den Kiefer getroffen. Er verlor das Bewusstsein, fiel auf den Asphalt. Immer wieder traten die Rechten ihm gegen den Kopf und trampelten auf ihm herum, berichtete ihm Joseph später.
Peter Lawson musste einige Zeit im Krankenhaus bleiben. Die Schürfwunden verheilten, aber kauen kann er auch heute nur unter Schmerzen; Kopfschmerzen plagen ihn, eine Verletzung des Ellenbogens wird nicht besser. Er hat das Gefühl, dass ihm alle Lebenskraft genommen wurde. Vor Fahrten nach Angermünde hat er Angst, doch dorthin muss er zum Arzt und zum Einkaufen. Immer wieder wurde er seit dem Angriff rassistisch beschimpft oder bedroht. Als Afrikaner fühlt er sich wie ein Fremdkörper in Angermünde. Sein Hilferuf: »Lasst mich raus aus Crussow, lasst mich in einer Stadt leben, nicht in Angermünde, lasst mich in einer Wohnung leben, nicht in einem Lager im Wald.«
Peter Lawson hat mit Hilfe der Opferperspektive einen Antrag gestellt, nach Prenzlau umziehen zu dürfen. Dort hätte er die Chance, in Vereinen Menschen kennen zu lernen und Unterstützung zu bekommen. Doch die Ausländerbehörde will auch den Umzug in die Kreisstadt nicht erlauben. Der Flüchtling sei »ausreisepflichtig«, er habe zudem bei der Passbeschaffung nicht mitgewirkt und eine falsche Identität angegeben. Dass diese Behauptung nachweislich falsch ist, hat die Opferperspektive dem Landrat inzwischen detailliert dargelegt. Jetzt könnte die Behörde die einzig angemessene Entscheidung treffen: Peter Lawson zu gestatten, in einer Umgebung zu leben, wo er wieder Mut schöpfen kann.
Bitte schreiben Sie an den Landrat und setzen Sie sich für Peter Lawson ein: Landrat Herr Klemens Schmitz, Karl-Marx-Str. 1, 17291 Prenzlau.
Aktuelles Angriff, Opferperspektive