Erhöhte Bedrohungslage nach rechten Terroranschlägen


Rechte und rassistische Angriffe in Brandenburg – 2019 in Zahlen

Es wird zu einer Gewohnheit, die trauriger nicht sein könnte. Etwas, an das wir uns einfach nicht gewöhnen können und wollen. Seit dem jüngsten Schattenbericht ereignete sich erneut ein rechter Terroranschlag in Deutschland. Am 19. Februar ermordete ein Rassist Fatih Saraçoğlu, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Mercedes Kierpacz, Vili Viorel Păun, Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Ferhat Unvar und Said Nesar Hashemi im hessischen Hanau. Diese Botschaftstat sorgt auch bei unseren Beratungsnehmenden für große Verunsicherung. Sich gegen Rassismus öffentlich zu wehren wird schwerer – aus der berechtigten Angst heraus, selbst zum Ziel eines rechten Anschlags zu werden.

Denn Bezüge zum Rechtsterrorismus existieren auch hier. Im Zuge des Verbots des rechtsterroristischen Netzwerks Combat 18 wurden mehrere Wohnungen in Brandenburg durchsucht. Im Spreewald hat die mit Combat 18 eng verbundene Neonazibruderschaft Brigade 8 einen eigenen Treffpunkt. Und nicht zuletzt gibt es in Südbrandenburg eine florierende extrem rechte Kampfsportszene, in der sich Neonazis in der Gewaltausübung professionalisieren und auf den „Tag X“, den Moment des Umsturzes, vorbereiten.

Die Verarbeitung rechten Terrors, das Zusammenkommen und der Austausch untereinander, wurde zudem durch den Ausbruch der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen erschwert. Auch die gesellschaftliche Debatte um Rassismus und rechte Gewalt trat hinter dieses Thema zurück. Umso wichtiger ist es am Ball zu bleiben, gemeinsam mit den betroffenen (post)migrantischen Communities die Stimme zu erheben, Druck aufzubauen, Schutz und gesellschaftliche Veränderung durchzusetzen.

Unsere Jahresstatistik für 2019 veröffentlichten wir am Anfang der Beschränkungen. Im letzten Jahr sind die registrierten Angriffe auf 142 gesunken. Parallel hat sich jedoch die Sicherheitslage für Engagierte und Rassismusbetroffene deutlich verschärft. Rassismus bleibt mit 75 Prozent das häufigste Tatmotiv, die Angriffsschwerpunkte verlagerten sich zunehmend in den Norden des Bundeslandes. Besonders besorgniserregend: Gerade Kinder und Jugendliche wurden von rechten Tätern angegriffen. 39 Prozent der uns bekannten Betroffenen waren minderjährig. Und seit Beginn der Lockerungen Mitte Mai erfahren wir wie-der von einer Vielzahl rechter Attacken, verteilt über ganz Brandenburg.

Ein Beitrag der Juli Ausgabe des Schattenberichts 2020. Den Schattenbericht gibt es zur Nachlese unter: Schattenbericht Juli 2020

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