In Gedenken an Orazio Giamblanco: Ein Leben, das viele Herzen berührte

Foto von Trauerfeier von Orazio Giamblanco
© Opferperspektive

Mit großer Trauer teilen wir mit, dass Orazio Giamblanco am späten Montagabend, den 27. Mai 2024, im Alter von 83 Jahren im Klinikum Bielefeld verstorben ist.

Vor 28 Jahren, am 30. September 1996, wurde Orazio in Trebbin, einer Kleinstadt südlich von Berlin, Opfer eines rassistischen Angriffs. Der Täter schlug Orazio mit einem Baseballschläger mit voller Wucht gegen den Kopf und nahm dabei dessen Tod in Kauf. Orazio überlebte den brutalen Überfall schwerverletzt und war seitdem pflegebedürftig.

Dank der unermüdlichen Pflege und Unterstützung seiner Lebenspartnerin Angelica Stavropolou und deren Tochter Efthimia Berdes konnte Orazio trotz seiner schweren physischen Verfassung weiterleben. Beide Frauen pflegten ihn die letzten 27 Jahre mit viel Liebe und oft bis zur völligen Erschöpfung. Das hat auch uns tief beeindruckt.

 

„Das Leben des Italieners war nach dem brutalen Angriff ruiniert, wie auch das der beiden aus Griechenland stammenden Frauen. Und doch hielten die drei zusammen. Anders hätte Orazio die spastische Lähmung, die schwere Sprachstörung, die ständigen Schmerzen in Kopf und Körper, die Depressionen nicht ausgehalten.“
– Frank Jansen, Tagesspiegel

Seine Geschichte berührte über viele Jahre hinweg die Herzen vieler Menschen und wurde durch die jährlichen Berichte von Frank Jansen im Tagesspiegel einem breiten Publikum bekannt gemacht. Jansen fuhr jedes Jahr nach Bielefeld zu Orazio und den beiden Frauen und berichtete über die kleinen Fortschritte Giamblancos bei der Physiotherapie, die finanziellen Sorgen der Familie und die fortwährende Auseinandersetzung mit der Tat, die ihr Leben so brutal veränderte. Aus diesen Besuchen ist eine enge Freundschaft erwachsen. Die Langzeitreportage seit 1997 wird als exemplarische Schilderung der humanitären Folgen rechtsextremer Attacken in der Bundesrepublik in die Geschichte eingehen.

„Der Überlebenskampf eines dauerhaft geschädigten Opfers rechtsextremer Aggression ist zu Ende. Eine Chance auf Heilung gab es nie.“
– Frank Jansen, Tagesspiegel

Die jährlichen Berichte im Tagesspiegel und die damit verbundenen Spendensammlungen halfen, die finanzielle Not der Familie zu lindern. Unser Dank gilt allen Spenderinnen und Spendern, die über die Jahre hinweg zur Unterstützung beigetragen haben.

Orazio Giamblanco’s Überlebenskampf und die Unterstützung durch seine Familie und die vielen Spender:innen werden als Zeichen der Menschlichkeit und des Zusammenhalts gegen Hass und Gewalt für immer in unseren Erinnerungen bleiben.

„Unsere Gedanken sind bei seiner Familie. Wir möchten Orazio Giamblancos Familie unser herzliches Beileid aussprechen. Wir waren ihm und seiner Familie über viele Jahre eng verbunden und werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass sein schweres Schicksal nach dem rassistischen Angriff nicht vergessen wird.“ so Judith Porath, die Geschäftsführerin der Opferperspektive.

Seit 1997 begleitete Journalist Frank Jansen die Familie. Seine jährlichen Reportagen bewegten viele Leser:innen dazu, für Orazio Giamblanco und seine Familie zu spenden. Das Archiv dieser Reportagen findet ihr auf unserer Webseite:
https://www.opferperspektive.de/weiterfuehrende_informationen/orazio-giamblanco-reportagen

Seine Hinterbliebenen sind weiterhin auf Spenden angewiesen. Seit dem „Unfall“, wie sie die Gewalttat nennen, konnte Angelica nie wieder gearbeitet. Efi gab ihre Ausbildung in einem Friseursalon auf, um ihre Mutter bei der Pflege zu unterstützen. Erst Jahre später nahm sie die Arbeit in einer Schokoladenfabrik in einem Drei-Schicht-Betrieb neben der Pflege wieder auf. Beide Frauen opferten ihr Leben für die Pflege von Orazio, gaben ihre Träume auf und kämpfen mit Depressionen. Und dennoch gaben sie ihren Orazio nie auf.


Wir führen die Spendensammlung für die Familie fort. Angelica und Efi sind für jede Unterstützung weiterhin dankbar:

SozialBank, IBAN: DE38 37020500 0003 8131 00, BIC: BFSWDE33XXX, Stichwort „Orazio“.

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