Im vergangenen Jahr verließ Schwedts Ausländerbeauftragter Ibraimo Alberto seine langjährige Heimatstadt – wegen des anhaltenden Rassismus. Der Vorfall, der den Wegzug auslöste, wird am 18. April in Bernau vor Gericht verhandelt.Im März 2011 war Ibraimo Alberto als Zuschauer bei einem Fußballspiel seines damals 17-jährigen Sohns. Dessen Schwedter Team trat in einem Heimspiel in der Landesklasse gegen eine Mannschaft aus Bernau an. Dabei fielen rassistische Äußerungen gegen zwei Schwedter Spieler. Nach Ende der Partie wurde zuerst der Sohn von Ibraimo Alberto und dann auch er selbst von einem Spieler des gegnerischen Teams massiv rassistisch beschimpft. Der Spieler suchte eine Schlägerei mit Ibraimo Alberto und drohte unter anderem: »Ich schlage dich tot«. Andere Fußballer hielten den Aggressor zurück. Der Schiedsrichter zeigte dem fraglichen Spieler nachträglich die rote Karte.
Der Vorfall reihte sich in der persönlichen Geschichte Ibraimo Albertos in eine Serie von Angriffen und Beleidigungen ein, die er über die Jahre in Schwedt erdulden musste. Besonders bedrückt ihn bis heute, dass zahlreiche Zuschauer den rassistischen Ausfällen »wie im Theater« wort- und tatenlos zusahen. Der Entschluss der Familie Alberto, die Stadt zu verlassen, löste eine bundesweite Diskussion über Rassismus aus. Inzwischen lebt die Familie in Karlsruhe. Noch Monate nach dem Wegzug wurde Ibraimo Alberto durch eine Anrufserie mit Verhöhnungen und Drohungen von Schwedter Neonazis belästigt.
Marcus Reinert, Geschäftsführer der Opferperspektive erklärt zum Prozess: »Leider sind solche rassistischen Ausfälle kein Ausnahmeerscheinungen. Rassistische Gewalt und Diskriminierung sind immer noch überaus präsent. Der Fall zeigt, wie sich die Wirkung kleinerer und größerer Angriffe kumuliert und die Betroffenen sogar zum Wegzug zwingen können.«
Gegen den Angeklagten Nico D., dem mutmaßlichen Hauptaggressor beim fraglichen Fußballspiel, wird am 18. April ab 9.00 Uhr vor dem Amtsgericht Bernau verhandelt.
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