Hauptverhandlung gegen mutmaßlichen rechten Schläger am Amtsgericht Cottbus muss wiederholt werden

Ein Verfahren voller Pannen - Hauptverhandlung im Verfahren 
gegen mutmaßlichen rechten Schläger am Amtsgericht Cottbus 
muss wiederholt werden

Über zwei Jahre haben sie auf den Prozesstermin warten müssen: fünf
junge Leute, die nach einem Punkkonzert im Spremberger Jugendclub Erebos
von rechten Schlägern brutal überfallen wurden. Ihr Auto wurde
zertrümmert, mehrere von ihnen verletzt.

Was sie dann heute erleben mussten, hatte phasenweise absurde Züge: Gina
L. musste gegen dröhnenden Baulärm anreden, als sie im Zeugenstand von
den Erlebnissen in der Nacht zum 12. Mai 2012 berichtete und von den
Alpträumen, die sie bis heute hat. Einen ruhigeren Raum könne das
Gericht nicht zur Verfügung stellen, so Richterin Mette.

Nachdem alle Zeugen vernommen waren, wurde klar: Für die Bewertung des
einzigen Beweismittel, das gegen den Angeklagten vorliegt, fehlt ein
abschließendes Gutachten des Landeskriminalamtes. Nur das hätte
eindeutig feststellen können, ob die Trittspuren am Auto übereinstimmen
mit den Schuhen des Angeklagten. Das Gutachten wird jetzt in Auftrag
gegeben. Wenn es vorliegt, muss die heutige Verhandlung komplett
wiederholt werden. Bis es so weit ist, könne es lange dauern, kündigt
die Richterin an.

Aber nicht genug der Pannen – die Opfer hatten zum Schutz vor
Einschüchterungs- und Racheakten die Schwärzung ihrer Adressen in den
Gerichtsakten beantragt, die auch der Angeklagte einsehen kann. „Die
Anträge sind in die Akte eingeordnet worden, aber die Schwärzung hat
nicht stattgefunden“ beklagt die Anwältin, die Gina L. und Philipp K.
als NebenklägerInnen vertritt.

Dass von mehreren Verdächtigen überhaupt nur einer vor Gericht stand,
liegt an Alibis, die  Verwandte und enge FreundInnen den anderen
Verdächtigen gaben. Sie alle gehören zum harten Kern der Spremberger
rechten Szene. Nach dem Überfall wurde der Staatsschutz anonym auf eine
Garage nahe dem Jugendclub Erebos aufmerksam gemacht. Hinter dem
unscheinbaren Garagentor fand man bei der Durchsuchung den Proberaum und
Kneipentreff einer „Nationalen Bewegung Spremberg“ vor, mit
Reichskriegsflagge, Rudolf-Hess-Plakaten und den gesuchten Schuhen an
den Füßen des Angeklagten.




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