Mit drei Freunden wollte der 18-jährige Rathenower Florian E. nachts an die Havel bei Göttlin. Womit er nicht gerechnet hatte: in Göttlin hatten sich an jenem Abend eine größere Anzahl Rechtsradikaler in der Kneipe »Lumberjack« versammelt. Sie erkannten ihn sofort, denn Florian ist in Rathenow kein Unbekannter. Letztes Jahr hatte er eine Schülerdemonstration gegen rechte Gewalt organisiert. Auf dem Rückweg nach Rathenow stürzten sich mehrere Gruppen Rechtsradikaler auf den Wagen, den sie mit Fußtritten, Eisenstangen und Steinen demolierten. Unter »Sieg-Heil«-Gebrüll wurde ein Stein in Richtung Florians Kopf geworfen, der jedoch nicht die Windschutzscheibe durchschlug.
Die Insassen blieben unverletzt, doch der Schrecken steckt noch in ihren Gliedern. Florian einen Tag später: »Wenn ich daran denke, was noch alles hätte passieren können, wird mir ganz anders. Ich wünsche es keinen, einem Mob von Neonazis in die Hände zu fallen.« Florian rechnet mit einer längeren Zeit, bis die Täter ihm den Schaden von 2800 Euro ersetzen werden. »Ich hoffe nur, dass die Justiz die Täter konsequent zur Rechenschaft zieht und nicht einzelne, die dabei waren, laufen lässt«, so Florian.
Unter den Angreifern konnten Mitglieder der rechtsradikalen Kameradschaft »Sturm 27« identifiziert werden, die seit einem Jahr in Rathenow aktiv ist. Darunter ihr Anführer Benjamin K., der in Rathenow eine Garage als Treffpunkt der Kameradschaft angemietet hatte.
Rathenow war auch im Jahr 2003 mit zwölf rechtsextremen Angriffen ein Schwerpunkt rechter Gewalt in Brandenburg.
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