Gedenken an Noël Martin in Blankenfelde-Mahlow


Am 16. Juni 2022 gedachten in Blankenfelde-Mahlow etwa 50 Menschen an Noël Martin und weitere Todesopfer rechter Gewalt in Brandenburg. Noël Martin war britisch-jamaikanischer Bauunternehmer und wurde am 16. Juni 1996 Opfer eines rassistischen Anschlags in Mahlow. Nach dem Angriff lebte Noël Martin mit massiven körperlichen Einschränkungen – und verstarb infolge dieser am 14. Juli 2020 im Alter von 60 Jahren.

Das Gedenken begann mit einer feierlichen Enthüllung einer Informationstafel an der nach Noël Martin benannten Brücke in der Nähe des Anschlagsorts. In englischer und deutscher Sprache gibt die Tafel Informationen zu Martins Leben und der Tat. Ein QR-Code führt zu einer Webseite mit weiterführenden Informationen. Im Anschluss an die Enthüllung fand eine Kundgebung am Gedenkort für Noël Martin gegenüber der Astrid-Lindgren-Grudnschule statt.

Die Redner:innen griffen Martins Wirken gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit auf. Er und seine Frau Jacqueline initiierte die Noël- und Jacqueline-Martin-Stiftung, die interkulturellen Austausch von jungen Menschen aus Brandenburg und der Region Birmingham fördert. Auch ein Grußwort seines Sohns Negus wurde abgespielt. So gedachten die Redner:innen zudem an Dieter Manzke, der aus sozialdarwinistischen Motiven im benachbarten Dahlewitz getötet wurde.

„Die offene und unteilbare Solidarität mit Betroffenen rechter Gewalt ist unverzichtbar“, betonte eine Rednerin der Opferperspektive. „Es ist wichtig, Rassismus, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und alle anderen Dimensionen menschenverachtender Einstellungen als Problem ernst zu nehmen. Gemeinsam können wir der Gewalt ihren Nährboden entziehen.“

Dabei ist das Sprechen über Opfer rechter Gewalt „nicht schön“, so die Rednerin, „doch mit der Aufarbeitung vergangener Taten und unserer täglichen unbequemen, solidarischen Praxis können wir den Kampf von Noël Martin fortführen“. Noël Martin selbst sagte bei seinem Besuch in Mahlow zum 5. Jahrestag des Angriffs: „Wir müssen jeden Tag gegen Rassismus kämpfen und nicht nur heute. Ich habe viele eindrucksvolle Reden gehört und einige schöne Worte, aber ich hoffe, dass wir die Worte auch tatsächlich umsetzen können.“

Aktuelles