Am 6. Dezember fand in Eberswalde eine Gedenkveranstaltung mit begrenzter Teilnehmendenzahl statt. Unter Einhaltung der Corona-Auflagen zogen die knapp 300 Anwesenden von der Auftaktkundgebung am ehemaligen Hüttengasthof in Richtung Gedenktafel für Amadeu António. Auch 30 Jahre nach dem rassistischen Mord an Amadeu António verliert die Auseinandersetzung mit diesem Teil der Eberswalder Geschichte und die Debatte rund um angemessene Erinnerungskultur nicht an Aktualität. Nach wie vor erleben Menschen in Eberswalde und Barnim Alltagsrassismus und rassistische Gewalt (Zu den aktuellen Fällen aus unserer Arbeit folgen Sie diesem Link).
Dass eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Thema nach wie vor notwendig ist, machen die zahlreichen Stimmen von zivilgesellschaftlichen Akteur:innen aus Eberswalde und der Region deutlich. Zu ihnen gehören Palanca e.V., die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“, die Initiative SOS Rassismus Barnim, PAWLO e.V., das Bündnis „Unteilbar Eberswalde“ sowie „Barnim für alle“. Vertreter:innen der Organisationen stellen folgende 5 Forderungen an den Landkreis Barnim, an die Stadt Eberswalde und an die Amadeu Antonio Stiftung:
1. Umbenennung in Amadeu-Antonio-Straße!
Das ein Kilometer lange Teilstück der Eberswalder Straße (zwischen der Heegermühler Straße und dem Kopernikusring), wo 1990 die Hetzjagd auf Schwarze Menschen zur Ermordung von Amadeu António führte, soll in „Amadeu-Antonio-Straße“ umbenannt werden. Spätestens jetzt, zum 30. Todestag, ist es an der Zeit. Seit 2011 setzen sich die Angehörigen von Amadeu, seine ehemaligen Freund:innen und Kolleg:innen sowie andere aktive Personen hierfür ein. Dabei würde die Umbenennung mehr als nur Symbolkraft bedeuten: Sie würde zeigen, dass Eberswalde seine Geschichte nicht verleugnet und eine angemessene Erinnerung an den Forderungen seiner Mitbürger:innen misst, die selbst von Anti-Schwarzem-Rassismus betroffen sind.
2. Bessere Sichtbarkeit für die Mahn- und Gedenktafel!
Die Mahn- und Gedenktafel für Amadeu António soll auch beim Vorbeifahren wahrnehmbar sein. Ein künstlerischer Ideenwettbewerb könnte die Frage nach der Ausgestaltung lösen. Den Wettbewerb sollten der Landkreis Barnim, die Stadt Eberswalde und die Amadeu Antonio Stiftung gemeinsam ausschreiben und unter Beteiligung von Palanca e.V. die besten Ideen realisieren.
3. Aufstellung einer Informationstafel am ehemaligen Hüttengasthof!
Zwar existiert bereits an der Eberswalder Baumsynagoge eine Informationstafel mit der Darstellung, was sich am Hüttengasthof ereignet. Allerdings reicht sie nicht aus. Eine ähnliche Tafel soll auch vor dem ehemaligen Hüttengassenhof an der Eberswalder Straße Ecke Lichterfelder Straße aufgestellt werden und über die tödlichen Auswirkungen von Rassismus aufklären.
4. Mehr Inhalte und Veranstaltungen zum Thema Rassismus im Bürgerbildungszentrum!
Das Bürgerbildungszentrum, das den Namen Amadeu António trägt, benötigt entsprechende finanzielle Förderungen, um dieses Ziel zu erfüllen. Es soll ein Ort werden, an dem Menschen mehr über Rassismus und ähnliche Themen erfahren sowie Menschen, die von Rassismus betroffen sind, einen sicheren Ort des Austauschs finden können. Diese Aufgabe darf nicht nur von der Zivilgesellschaft getragen werden.
5. Mehr Personal, Koordination und Förderung zivilgesellschaftlicher Initiativen und Selbstorganisationen eingewanderter Menschen in Eberswalde
Diese Stellen sollen vorrangig durch People of Color (also nicht-weißen Personen) besetzt werden mit dem Ziel, zu einer positiven Klimaveränderung in Eberswalde und Barnim beizutragen. Sie sollen kurze Wege für potentiell und real von Rassismus Betroffene sicherstellen, damit niederschwellige Angebote existieren, die Vorfälle aufnehmen und weitere Schritte unterstützen.
Die Forderungen können Sie auch der Webseite von Light me Amadeu entnehmen.
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