Fax-Aktion gegen Abschiebung: Private Initiative öffentlich machen?

Am 28. August veranstaltet Ihr Verein »Opferperspektive« in Potsdam eine öffentliche Fax-Kampagne gegen die für den 4. September angesetzte Abschiebung des togolesischen Asylbewerbers Orabi Mamavi. Wie soll die Aktion ablaufen?

Üblicherweise werden Faxe bei solchen Aktionen aus einer privaten Atmosphäre verschickt. Wir versuchen, eine Form zu finden, die über das Individuelle und Private hinausgeht. Deshalb werden wir eine Versammlung veranstalten, auf der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann alle nacheinander ihr Fax an den Brandenburger Innenminister Jörg Schönbohm absenden können.

Neben dieser öffentlichen Veranstaltung, kann man sich an der Aktion auch über die Internetseite von »Opferperspektive« beteiligen. Auf welche Resonanz ist die Kampagne denn bisher gestoßen?

Die Aktion läuft erst seit einigen Tagen. Bisher haben wir einige Dutzend Rückmeldungen, wir gehen aber davon aus, daß die Resonanz noch stärker wird, besonders nach der geplanten öffentlichen Aktion. Wir haben an einer Schule in Rathenow, wo Orabi Mamavi lebt, versucht, die Schüler für die Aktion zu mobilisieren. Einige Schülerinnen und Schüler sind mit dem Anliegen in die Stadt gegangen und haben die Leute direkt aufgefordert zu unterschreiben. Ein echter Erfolg.

Der Verein »Opferperspektive« bietet unter anderem Beratung für die Opfer ausländerfeindlicher Übergriffe. Welche Ziele vertreten Sie darüber hinaus?

Wir setzen uns für alle Belange von Opfern rechtsextremer Gewalt ein. Im Laufe unserer Arbeit haben wir die Erfahrung gemacht, daß die Lebensbedingungen, denen Asylbewerber unterworfen sind, einen sehr destruktiven Einfluß auf die Möglichkeiten haben, eine Gewalttat zu verarbeiten. So sind viele Opfer wegen der Residenzpflicht gezwungen, am gleichen Ort zu bleiben, an dem auch die Täter leben. Dadurch kann sich eine Traumatisierung, die aus der Gewalterfahrung entstanden ist, nicht bessern. Im Gegenteil: Zu der Angst vor erneuter Gewalt kommt oft noch die Angst vor einer Abschiebung. Eben das trifft im Fall von Orabi Mamavi zu. Bei ihm gibt es eine begründete Furcht vor Verhaftung und Folter in seinem Heimatland Togo, denn die deutschen Behörden haben seinen Mitgliedsausweis einer Oppositionspartei einfach an die togolesische Botschaft weitergeleitet.

Wie können die Opfer von rechter Gewalt betreut werden?

Wir helfen auf allen Gebieten, bei der Suche nach Rechtsanwälten, beim Gerichtsverfahren, bei Entschädigungen, auch bei der Suche nach Therapieplätzen für Traumatisierte. Neben dieser Hilfestellung ist die Präventionsarbeit wichtig, denn die primäre Angst der Opfer ist, daß sie wieder angegriffen werden. Wir helfen den Menschen dabei, sich ihren öffentlichen Lebensraum zurückzuerobern, da sich viele nach einem rassistischen Angriff völlig aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Von uns werden zusammen mit den Geschädigten beispielsweise politische Aktionen durchgeführt, auch damit sie wieder an Selbstbewußtsein gewinnen können. Wir treten dabei gemeinsam mit einer Gruppe von potentiellen Opfern auf, allein um zu zeigen, dass sie sich nicht von den Tätern einschüchtern lassen.

Anmerkung

Bis zum 23.08.2003 haben 142 Bürgerinnen und Bürger Protestfaxe an den Innenminister geschickt. In Potsdam findet das nächste »Fax-In« am Donnerstag, den 28. August, von 15 bis 18 Uhr statt. Ort: Studentisches Kulturbüro, Hermann-Elflein-Str. 10.

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