»Eine Stadt, in der viele Neonazis zu Hause sind«

Auf der Veranstaltung bei dem »Mobilen Fachtag« am 29. September 2006 begrüßten Sie es, dass Wittstock mit seinen Problemen in der Öffentlichkeit steht. Warum?

Wir sind nun einmal eine Stadt, in der viele Neonazis zu Hause sind. Die rechte Szene ist hier Teil des alltäglichen Lebens. Es reicht nicht, nur dann darüber zu sprechen, wenn die Rechten jemanden zusammengeschlagen haben. Vielmehr müssen wir das Thema auch im Alltag angehen. Ich finde es wichtig, dass nicht nur unser Bündnis versucht, sich eindeutig zu verhalten, sondern auch der Bürgermeister, die Schulen und Vereine. Es gibt da schon gute Ansätze. Die Vereine versuchen zum Teil aber immer noch, sich unpolitisch zu geben, ohne zu merken, dass das nicht geht. Eine wichtige Rolle spielt die Märkische Allgemeine. Als lokale Zeitung muss auch sie klar Position beziehen. Ich freue mich, dass wir dort zunehmend auf offene Ohren stoßen. Wenn Wittstock in der überregionalen Presse ist, dann wirkt das wie ein Stachel, der diese Diskussion am Laufen hält. Das hilft uns.

Wie gehen Sie damit um, dass die Neonazi-Szene einen Laden in Wittstock betreibt?

Der Laden liegt ja ganz in der Nähe des historischen Stadtkerns, da gehen viele vorbei. Deshalb haben wir überlegt, eine Informationsveranstaltung auf der Straße zu machen, direkt vor dem Laden, vielleicht an einem Markttag. Aber nun ist der Laden seit einigen Tagen geschlossen. Wir wissen noch nicht, ob das längerfristig so sein wird.

Wie sehen die Pläne Ihres Bündnisses für die Zukunft aus?

Wir werden uns weiter in die Diskussion in der Stadt einmischen. Wir müssen Alternativen schaffen, aber das können wir nicht allein. Ein positives Beispiel ist das jährliche »Rock gegen Rechts«-Konzert, das Jugendliche selbst organisieren. Wir unterstützen sie so gut wir können, weil die Stadt auch für nicht-rechte Jugendliche, überhaupt für interessante Leute wieder attraktiv werden soll. Außerdem wollen wir Kontakte zu Bürgerbündnissen in der Umgebung knüpfen. Wir beteiligen uns selbstverständlich auch am Protest gegen den Neonazi-Aufmarsch in Halbe.