Prozessbeginn: 27.8.04 um 10 Uhr
Amtsgericht Potsdam, Hegelallee 8
Am 15.1.2001 wartete der damals 16 Schüler Benjamin G. auf seine Mitschüler, als aus einem Haus an der Friedrich Engels Straße fünf junge Männer kamen, die äußerlich der rechten Szene zuzuordnen waren. Einer der Rechten sprach Benjamin an, ob er sich nicht die Haare schneiden wolle. Daraufhin antwortete der Jugendliche »nur die Seiten« und meinte damit einen Irokesenschnitt.
Der Haupttäter M. Buchholz verlor die Beherrschung und schrie auf den alternativen Jugendlichen ein: »Nur die Seiten?« Er prügelte mit der Faust auf Benjamin ein, drückte ihn gegen ein Auto. Als sich das Opfer versuchte zu verteidigen und die Arme des Täters festhielt, versprach dieser aufzuhören. Benjamin G. nahm zögerlich seine Deckung hinunter, doch der rechtsradikale Täter schlug erneut auf sein Opfer ein. Er riss sein Opfer zu Boden und traktierte ihn mit Fußtritten. Weitere Täter traten ebenenfalls auf das wehrlose Opfer ein. Benjamin hatte große Angst, schrie um Hilfe. Die Täter erwiderten noch, er solle »das Maul halten« und beschimpften ihn als »dummen Punk«.
Als ein schließlich eintreffender Mitschüler von Benjamin einen Lehrer zur Hilfe holte, bedrohte der Haupttäter Buchholz den Lehrer ebenfalls. Die Polizei traf wenig später am Tatort ein und konnte die rechtsradikalen Jugendlichen am Hauptbahnhof festnehmen.
Die Gerichtsverhandlungen zogen sich bis jetzt über dreieinhalb Jahre hin.
Claudia Luzar, Mitarbeiterin beim Verein Opferperspektive merkt dazu an: »Oft müssen Opfer rechter Gewalt lange auf die Verhandlungen warten und sie werden in Unkenntnis gelassen, ob überhaupt ein Prozess stattfindet und die Täter auf diesem Weg bestraft werden können. Auch bei dieser Verhandlung, bis zum unerwarteten erscheinen einer weiteren Vorladung als Zeuge, ging das Opfer Benjamin G. davon aus, dass kein weiterer Prozess folgen würde. Die Betroffenen fühlen sich aufgrund dieser langen Wartezeit oft nicht ernst genommen, sie haben den Eindruck, die Justiz habe kein Interesse an einer Verurteilung. So entstehet gerade bei alternativen Jugendlichen schnell ein generelles Misstrauen gegenüber der Justiz und anderen Verfolgungsbehörden.«