Für alternative Jugendliche, für Punks und HipHopper sind Dorffeste in Brandenburg in der Regel »No-Go Areas«, besonders wenn sie in der Uckermark liegen. Zu groß ist das Risiko, auf eine alkoholisierte Clique Rechtsradikaler zu treffen, die den Platz für sich beanspruchen und Andersdenkende vertreiben wollen. Ein unrühmliches Beispiel dieser Art ist der kleine Ort Flieth-Stegelitz bei Templin, unweit von Potzlow. Dort wurde in diesem Jahr eine Gruppe Punks, kaum dass sie den Festplatz betreten hatte, angegriffen und verjagt. Im Jahr zuvor passierte dasselbe, zum Teil denselben Opfern.
Eine Episode aus dem Angriff des letzten Jahres kommt jetzt zur Verhandlung.
Der damals 15-jährige HipHopper Kevin M. saß am 7. Juni 2003 mit seiner Freundin auf einer Bank am Rande der Tanzfläche, als sie hinter sich »Heil Hitler«-Gegröle, »SA SS«-Rufe und Sprüche wie »Ob Ost, ob West, nieder mit der Zeckenpest« hörten. Plötzlich wurde ihm von hinten die Mütze vom Kopf gezogen, ein Rechtsradikaler, der ein T-Shirt mit der Aufschrift »Heil AIDS« und »Fuck America« trug, versetzte ihm einen Kopfstoß. Kevin und seine Freundin rannten in ein Feld, verfolgt von einer größeren Gruppe Rechtsradikaler, die sie mit Taschenlampen suchten, doch es gelang ihnen, sich in Sicherheit zu bringen. In der Nähe wurden zwei Punks angegriffen.
»Das Erschreckende an diesen Angriffen auf Dorffesten«, so Kay Wendel vom Verein Opferperspektive, »ist die Gleichgültigkeit, mit der die Anwesenheit gewalttätiger Cliquen Rechtsradikaler geduldet wird. Weder Festverantwortliche noch Festbesucher greifen ein. Solange Rechtsradikale als »normale Jungs« verharmlost werden, breiten sich »national befreite Zonen« weiter aus, bis Landstriche wie die Uckermark von Andersdenkenden völlig gesäubert sind.«
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