Die NPD trat bei den brandenburgischen Kommunalwahlen im vergangenen September beinahe flächendeckend an und gewann reichlich Mandate. Auch in Guben stellte sie eine ganze Reihe von Kandidaten auf. Auf Platz zwei der NPD-Liste kandidierte Alexander Bode, der Haupttäter der Hetzjagd von Guben, der sich auch für den Kreistag Spree-Neiße zur Wahl stellte.
NPD verhöhnt die Opfer
Als Einziger der elf Angeklagten kam Bode nicht mit einer Bewährungsstrafe davon. Zwei Jahre saß er im Jugendgefängnis. Bode, der den Slogan »White Power« (»weiße Macht«) auf dem Oberarm tätowiert hat, wurde noch während des Prozesses wieder auffällig – er war mit dabei, als der Gedenkstein für Farid Guendoul geschändet wurde. 2002 wurde erneut gegen ihn ermittelt. Diesmal Mal soll er einen Mann mit einer Schreckschusspistole im Gesicht verletzt haben. Selbst während des Kommunalwahlkampfes ermittelte die Staatsanwaltschaft Cottbus gegen Bode, weil er im September des Vorjahres einen anderen Mann geschlagen haben soll.
In ihren öffentlichen Erklärungen fordert die NPD immer wieder »wesentlich höhere Strafen für Gewaltdelikte«. Dass der NPD-Kandidat Alexander Bode ein prominenter gewalttätiger Neonazi ist, ist jedoch für die NPD kein Grund, sich öffentlich von ihm zu distanzieren. Ganz im Gegenteil, sie stellt sich schützend vor ihn und präsentiert eine ganz eigene Sicht auf die Ereignisse am 13. Februar 1999.
Für sie ist die Hetzjagd nichts weiter als eine »Klamotte«, um der NPD zu schaden. Damals wären lediglich – so die NPD-Version in Kurzfassung – »deutsche Jugendliche von Ausländern provoziert« und einer dieser Jugendlichen dann verletzt worden. Zufällig bemerkten die »Jugendlichen« später »Ausländer« in der Stadt, die sie für die Provokateure hielten und die sie ohne Böses im Sinn »stellen« wollten. Völlig unmotiviert rannten die »Ausländer« davon, wobei einer von ihnen versuchte, »in einen Hausflur einzudringen« und sich dabei tödlich verletzte. Eine Hetzjagd habe es nie gegeben. Das Ganze sei ein »Unfall« gewesen, bei der ein »in Guben als Drogendealer bekannter« Algerier ums Leben gekommen sei.
Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie viele Menschen den Lügen und Verdrehungen der NPD bezüglich der Hetzjagd von Guben Glauben schenken. So empörend sie sind, so geschickt sind sie formuliert, denn sie sind angelehnt an Versionen des Geschehenen, die in den Wochen nach der Tat an Gubener Stammtischen kursierten.
359 Stimmen für einen militanten Rassisten
Immerhin weiß man, wie die NPD bei den Kommunalwahlen abschnitt. In Guben kam sie auf 4,26 Prozent, das sind insgesamt 1.094 Stimmen. Seitdem sitzt der Tischler Marco Neuling für die Neonazipartei in der Gubener Stadtverordnetenversammlung. Für Alexander Bode hat es trotz der 359 Stimmen nicht für einen Sitz im Stadtparlament gereicht. 359 Stimmen für einen militanten Rassisten wie Bode – ist das viel oder wenig?
Christoph Schulze
Aktuelles Farid Guendoul, Guben