Bleiberecht: Ausbildung statt Abschiebung

Frauen mit einem Transparent mit der Aufschrift: Ich bin hier geboren und sie sagen ich muss »nach Hause« gehen

Jean und Justin (Namen geändert) verbrachten den Tag auf dem Bürgerfest in Sachsendorf. Die beiden engagieren sich für ihr Viertel, bei dem Fest haben sie Fotos für die Stadtteilzeitung gemacht. Sie hatten auch etwas zu feiern. Jean hatte gerade sein Abitur bestanden.

»Ihr seid N-Wort« und »Ihr gehört nach Afrika« – mit diesen Worten wurden sie abends von einigen Männern angepöbelt, mitten auf dem Fest. Schnell waren die beiden umringt. Die Freunde versuchten zu fliehen, aber sie wurden geschlagen, fielen, wurden getreten. Als die Polizei kam, waren die Schläger bereits im Gedränge verschwunden. Die beiden Freunde waren blutverschmiert, ihre Kleider zerrissen, die Kamera weg.

»Ich engagiere mich für Cottbus«, sagt Jean, »arbeite hier mit, rede mit den Leuten.« Aber gegen den allgegenwärtigen Rassismus komme er nicht an: »Sie mögen mich einfach nicht, weil ich schwarz bin.« Nach dem Bürgerfest hatte Jean keine Lust mehr, aus dem Haus zu gehen. Außerdem war ihm klar, dass mit dem Schulabschluss der Grund für seine Duldung in Deutschland entfallen war. Jean weiß, dass auf jugendliche Flüchtlinge nach der Schule oft nicht eine Ausbildung, sondern die Abschiebung wartet.

Aber es kam anders: Der Stadtteilmanager, der Flüchtlingsverein und der Ausländerbeauftragte halfen. Das Bürgerbündnis Cottbuser Aufbruch ersetzte die verlorene Kamera, ehemalige MitschülerInnen sammelten Unterschriften. 1.000 Menschen protestierten Ende Juni »gemeinsam gegen Rassismus«. Schließlich stimmte im September Innenminister Jörg Schönbohm dem Votum der Härtefallkommission zu. Jean erhielt ein Bleiberecht. Er hat inzwischen eine Ausbildung begonnen.

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