Die »Opferperspektive« war 1999 eine ehrenamtliche Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hatte, Opfer rechter Gewalt in Brandenburg mit dem, was sie erlebt haben, nicht allein zu lassen. Die Initiative wollte sie unterstützen und ihnen eine Stimme geben. Die »Opferperspektive« nahm gemeinsam mit der »Anlaufstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt« aus Cottbus direkt nach den Ereignissen vom 13. Februar 1999 Kontakt zu den Betroffenen auf. Die Überlebenden zu unterstützen, hieß auch, das Geschehen aus der Sicht der Opfer zu beschreiben, ungeschminkt, ohne Rücksicht auf das Ansehen einer Stadt, die sich selbst als Opfer der Medien fühlte.
Monate später, im Gerichtssaal, saßen die Überlebenden den elf jungen Männern gegenüber, die sie in der Nacht mit rassistischen Parolen durch die Stadt gehetzt hatten. Die »Opferperspektive«‚ sorgte dafür, dass sie juristisch vertreten wurden. Trotzdem war ihre Belastung enorm. Im Angesicht der Täter als Zeugen aussagen zu müssen, lies die Ereignisse der Tatnacht wieder lebendig werden. Einer der beiden Zeugen brach vor seiner Aussage zusammen.
Nach monatelangen Ringen vor Gericht war das Urteil für die Opfer und ihre Angehörigen ein Schock. Das Entsetzen über das Urteil des Landgerichts führte zu einer beeindruckenden Spendenbereitschaft von Menschen aus ganz Deutschland, darunter auch vielen aus Guben und Umgebung. Mit den Spenden konnten die Kosten für die Revision gedeckt werden. Das restliche Geld wurde der Familie von Farid Guendoul übergeben.
Die Folgen bleiben ein Leben lang
Doch kein Gerichtsurteil und kein Geld können die seelischen Wunden der Überlebenden und Hinterbliebenen heilen. Die Todesangst, die Ereignisse der Nacht begleiten die Opfer ihr Leben lang.
Aktuelles Farid Guendoul, Guben