Potsdam, ist eine lebendige und vielseitige Stadt. In Auseinandersetzung mit der virulenten rechten Gewalt der 1990er Jahre hat sich hier eine aktive zivilgesellschaftliche Initiativenlandschaft herausgebildet, die von der Kommune unterstützt wird. Die Stadt hat sich im Rahmen der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus (ECCR) selbst verpflichtet, rassistischer Diskriminierung entschieden entgegenzutreten. Auch in demografischer Hinsicht weist Potsdam einige Besonderheiten auf: Zwar hat die Stadt mit einem Prozentsatz von 6,47 einen eher geringen Anteil an Einwohner*innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit liegt jedoch weit über dem brandenburgischen Durchschnitt von 3,61%. Wie überall in Brandenburg ist der Anteil Geflüchteter, verglichen mit westdeutschen Kommunen, überproportional hoch. Allerdings gibt es aufgrund der Lage am Stadtrand Berlins, der Ansiedlung internationaler Wirtschafts- und Wissenschaftseinrichtungen einen zunehmenden Zuzug von Migrant*innen, die keine Fluchtgeschichte haben.
Seit sieben Jahren berät die Antidiskriminierungsberatung Betroffene von rassistischer Diskriminierung in Brandenburg. Potsdam bildete in dieser Arbeit immer einen Schwerpunkt. So werden 2016 etwa ein Viertel aller von uns erfassten Diskriminierungsmeldung von hier stammen. Dies ist allerdings kein Zeichen für ein besonders rassistisches Klima in der Stadt, sondern dafür, dass die Antidiskriminierungsberatung hier über gute Kontakte zu Betroffenen und deren Umfeld verfügt. Die Mehrheitsbevölkerung Potsdams ist ganz überwiegend weiß und hat wenig Erfahrung im Umgang mit rassistischer Diskriminierung. Trotz einer weltoffenen Atmosphäre im Stadtzentrum, einer internationalen Studierendenschaft und Fachkräften aus vielen Ländern und der auf Offenheit und Teilhabe zielenden Stadtpolitik, berichten Geflüchtete, Migranten*innen und Deutsche mit Migrationsgeschichte regelmäßig von rassistischen Diskriminierungen in allen Lebensbereichen.
Im Rahmen des neuen Projektes will die Antidiskriminierungsberatung ein lokal verankertes Beratungsbüro aufbauen, dass möglichst vielen Betroffenen Unterstützung in Fällen rassistischer Diskriminierung anbietet und gleichzeitig als lokaler Akteur im Hinblick auf ein diskriminierungssensibles Umfeld agiert. Ein besonderer Fokus wird dabei auf der Beratung von Geflüchteten und der Intervention in diskriminierende Strukturen liegen.
Das Projekt wird durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von der Landeshauptstadt Potsdam gefördert.
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