Es verging kein Wochenende, an dem nicht ein linker Jugendklub angegriffen oder ein Schwarzer zusammengeschlagen wurde. Erst nach langwierigen und schwierigen Auseinandersetzungen wurde vonseiten des Landes anerkannt, dass eine spezifische Form der Beratung von Opfern rechter Gewalt dringend geboten und notwendig ist.
Die Betroffenen professionell und schnell zu unterstützen und den Tätern deutlich zu machen, dass sie mit ihren Angriffen Grenzen überschreiten, das sind die zentralen Ziele, für die die Opferperspektive steht. Mit diesem Ansatz hat der Verein nie alleine gewirkt, sondern immer im Zusammenwirken mit anderen Initiativen und Projekten gegen Rechts. Diese Gruppen, Initiativen und Projekte haben sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und ausdifferenziert. Auch die Opferperspektive hat ihr Angebot verfeinert und professionalisiert.
Nach wie vor ist der Kampf gegen die rechten Schläger auf den Straßen nicht gewonnen. Nach wie vor besteht in Brandenburg die Gefahr wegen der Hautfarbe, wegen des Aussehens oder der kulturellen Zuordnung angegriffen zu werden. Allerdings: In einigen Landesteilen hat eine gewisse Entspannung der Lage eingesetzt. Die Selbstverständlichkeit, mit denen die Rechten glauben, zuschlagen zu können, scheint hier ins Wanken zu geraten.
Zwar kann keine Entwarnung gegeben werden, doch für die Opferperspektive ist es Zeit, einen Schritt weiterzugehen. Nach Jahren der nahezu atemlosen Arbeit mit Opfern rechter Gewalt beraten wir seit September 2009 in einem zusätzlichen Projekt auch Menschen, die von rassistischer Diskriminierung betroffen sind. Sie haben zwar keine Gewalt erfahren, werden jedoch durch Mitmenschen, Organisationen oder den Staat aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt.
In dieses neue Projekt fließen nicht nur unsere jahrelangen Erfahrungen mit Gewaltopfern ein. Es gibt auch eine beachtliche Schnittmenge zu unserer Arbeit: Viele der Menschen, die wir beraten, weil sie aus rassistischen Gründen angegriffen wurden, erzählen von anderen Formen der Diskriminierung. Früher konnten wir in solchen Fällen wenig tun, weil entsprechende Beratungsstellen in Brandenburg kaum vorhanden waren. Heute können wir sie durch unser zusätzliches Angebot unterstützen. Wenn der Verein jetzt eine aufsuchende Beratung für Betroffene rassistischer Diskriminierung anbietet, so ist das die konsequente Weiterentwicklung des bisherigen Ansatzes der Opferperspektive.
Der Verein Opferperspektive verändert sich. Klar ist: Indem wir das Neue tun, werden wir das Alte nicht lassen: Weiterhin finden Opfer rechter Gewalt in der Opferperspektive einen zuverlässigen Ansprechpartner in Brandenburg.
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