Rechte Angriffe auf den Spremberger Jugendclub Erebos


Die Beratungsstelle Opferperspektive e.V. und der Jugendclub „Erebos“ e.V. machen rechtsmotivierte Angriffe auf den alternativen Jugendclub in Spremberg im Oktober und November 2024 öffentlich.

Im Oktober wurden mehrfach im öffentlich zugänglichen Eingangsbereich des Jugendclubs „Erebos“ großflächige Graffiti mit dem Inhalt „Nazi Kiez“ und mehrere Hakenkreuze hinterlassen. Am schwerwiegendsten ist jedoch ein gewaltsamer Angriff auf den Club in der Nacht des 9. November 2024. Bis zu 10 vermummte Personen versuchten während einer laufenden Veranstaltung in den Club einzudringen, in dem sich zu dem Zeitpunkt feiernde Jugendliche befanden. Dabei zerschlugen sie sämtliche Fensterscheiben des Büros des Jugendclubs und verwüsteten den Außenbereich. Glücklicherweise wurden bei dem Angriff keine Personen verletzt. Die Übergriffe wurden bei der Polizei angezeigt.
Der Opferperspektive sind zudem weitere rechte Körperverletzungsdelikte gegen demokratisch Engagierte und Alternative im selben Zeitraum in Spremberg bekannt.

In den vergangenen Monaten häufen sich in Südbrandenburg, aber auch in anderen Landesteilen, rechte Attacken auf demokratisch Engagierte und alternative Jugendliche, sei es in Senftenberg, in Cottbus, aber auch in Wittstock/Dosse oder Fürstenberg/Havel. Die Angriffe auf das „Erebos“ sind also mitnichten ein Einzelfall, sondern Ausdruck einer besorgniserregenden Entwicklung, die die Opferperspektive und die Betroffenen vor Ort aktuell beobachten. In Brandenburg verfestigt sich eine neue, subkulturell geprägte rechte Jugendkultur mit hohem Gewaltpotenzial. Dabei sind insbesondere Orte wie das „Erebos“, einem inklusiven und alternativen Jugendclub, der einen wichtigen Schutz- und Austauschraum bietet, in den Fokus der Rechten gerückt.

„Die Angriffe auf den Jugendclub verfolgen das Ziel, Besucher*innen einzuschüchtern und sie in ihrer Entfaltung einzuschränken. Es soll ein Bedrohungsszenario geschaffen werden, in dem sich Jugendliche wie Sozialarbeiter*innen nicht mehr trauen, sich gegen Rechts zu äußern oder zu engagieren“, äußert sich Dorina Feldmann, Beraterin der Opferperspektive.
„In diesen Taten zeigt sich der Vormachtsanspruch der rechten Szene. Widerspruch und alternative Lebensentwürfe werden nicht geduldet. Umso wichtiger ist Solidarität und Unterstützung für die angegriffenen Jugendlichen und Jugendclubs, sei es aus der Zivilgesellschaft oder von staatlichen Stellen. Nur so kann dem Dominanzstreben der extremen Rechten begegnet werden“, führt Feldmann weiter aus.

Das „Erebos“ ist seit vielen Jahrzehnten ein wichtiger Ort und Anlaufstelle für alternative Jugendkultur in der Region. Die Bedrohungslage stellt nicht nur eine Belastung für Besucher*innen wie Mitarbeitende des „Erebos“ e.V. dar. Die rechten Angriffe wirken sich zudem bereits auf die Angebote und Öffnungszeiten des Jugendclubs aus.

„Die vermehrt auftretenden Angriffe auf die alternativen Jugendclubs dürfen nicht klein geredet werden oder unkommentiert bleiben. Wir reden hier von staatlich geförderten Schutzräumen für diverse Jugendkulturen und der Möglichkeit für Jugendliche, sowie in unserem Fall auch für Menschen mit Beeinträchtigungen aller Art, sich frei entfalten und vernetzen zu können. Gehen diese etablierten Schutzräume aus Angst vor oder Folge von politischer Verfolgung verloren, gibt es kaum noch leicht erreichbare (niederschwellige) Orte der Beteiligung und Gleichheit für junge Menschen und ihre Bedürfnisse“ betont eine Sprecherin des „Erebos“ e.V.

Die demokratische Brandenburger Zivilgesellschaft in Spremberg und darüber hinaus ist nun gefragt. Die Angegriffenen dürfen nicht alleine gelassen werden. Nur mit Solidarität und gegenseitiger Unterstützung kann der Gewalt der extremen Rechten begegnet werden. Staatliche Stellen, von Stadt bis Landkreis hin zur Landesebene, müssen nun alles dafür tun, um den Schutz der Betroffenen bzw. der angegriffenen Jugendeinrichtungen zu gewährleisten.

Um die Arbeit des Jugendclubs nicht einzuschränken, bitten wir Sie, von einer direkten telefonischen Kontaktaufnahme mit dem „Erebos“ e.V. abzusehen.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Mitarbeitenden der Opferperspektive e.V.:

Dorina Feldmann: 0176 5671 8438
Joschka Fröschner: 0151 5072 4851

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