Fensterscheiben wurden eingeschlagen und Möbel umgeworfen. Um nicht missverstanden zu werden, hinterließen die Täter einschlägige Parolen: Im Inneren der Räume schmierten sie »Linke raus!«, »Linke geht arbeiten!« und »Abschaum«. An der Außenfassade hinterließen sie die Botschaft »187 Neuruppin«. Die Zahlen 187 sind in Kalifornien der Polizeicode für Mord.
Offensichtlich sollten durch die Tat die BesucherInnen und Macher des selbstverwalteten Rheinsberger Jugendklubs eingeschüchtert werden. Seit einiger Zeit sind die Rechten in der Region besonders aktiv – vor allem im Vorfeld der Neonazidemo am 9. Juli in Neuruppin. An dem inzwischen größten Aufmarsch von Neonazis in Brandenburg nehmen regelmäßig auch Rechte aus der Nachbarstadt Rheinsberg teil. In diese Entwicklung muss der Angriff auf den Jugendklub in Trägerschaft des Jugendverbands Die Falken in Rheinsberg eingeordnet werden.
Um so unverständlicher ist die Reaktion des Rheinsberger Bürgermeisters Jan-Pieter Rau (CDU). Gegenüber der Presse warnte er vor Schnellschüssen und verharmloste die Tat als »Vandalismus«. Er wolle nicht über eine »mögliche« rechte Tatmotivation spekulieren. Dabei sind Spekulationen in diesem Fall überhaupt nicht angebracht. Und das nicht nur, weil die gesprühten Botschaften »keinerlei Interpretationsspielraum zulassen«, wie Die Falken in einer Pressemitteilung zurecht feststellen: Hinzukommen Aktionen der rechten Szene in Berlin, die in der selben Nacht vier Einrichtungen trafen. In Berlin-Neukölln wurden unter anderem große Teile der Fassade eines Kinder- und Jugendzentrums des Jugendverbands durch einen Brandanschlag zerstört. Daneben waren der Antifa-Laden Red Stuff und zwei Wohnprojekte Ziele von Brandanschlägen.
Dass die scheinbare Ruhe in Rheinsberg schon seit Längerem trügt, darauf hatten Die Falken die Stadtverordneten schon vor Monaten aufmerksam gemacht. Um menschenverachtende Denkmuster aufzubrechen, hatten sie über ein vom Bundesinnenministerium gefördertes Programm eine pädagogische Projektstelle für Rheinsberg beantragt. Doch die Stadt wollte die erforderlichen zehn Prozent Ko-Finanzierung nicht beisteuern. Nun bedauert nicht nur der Jugendverband, dass »demokratische Jugendarbeit kurzsichtigen fiskalischen Erwägungen geopfert« wurde.
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