Was bewegt Sie ganz persönlich dazu, sich in der Initiative Jahr der Mahnung zu engagieren?
Es entspricht meiner Grundeinstellung. Dass ein Mensch in den Tod gehetzt wird, kann ich nicht akzeptieren. Am Tag der Hetzjagd war ich zwar selbst nicht in Guben, aber als dann darüber diskutiert wurde, ob der Gedenkstein ins Rathaus verlegt werden soll, habe ich mich eingemischt. Der Gedenkstein gehört in die Obersprucke, er soll ja zum Nachdenken anregen. Zum Nachdenken anregen und sich dem stellen, was vor zehn Jahren in unserer Stadt passiert ist, dazu will ich auch jetzt beitragen.
Hat Guben Ihrer Meinung nach zu einem angemessenen Umgang mit dem Tod von Farid Guendoul gefunden?
Nein, eigentlich nicht. Es gibt die Leute, die – aus ihrer humanistischen Grundhaltung oder ihrem antifaschistischen Verständnis – heraus, klar Stellung beziehen und für die im Vordergrund die menschenverachtende Haltung steht, die sich in der Hetzjagd ausgedrückt hat. Zehn Jahre später verhält sich die Mehrheit aber immer noch indifferent. Hier wollen wir mit unserer Initiative ansetzen. Im Mittelpunkt muss stehen, dass damals ein Mensch in den Tod gehetzt wurde, und nicht die Befürchtung, die Beschäftigung mit dem Thema würde den Ruf Gubens beschädigen.
Wird die Initiative von der Stadt unterstützt? Fühlen Sie sich von ihr in Ihrem Anliegen ernst genommen?
Dass Bürgerinnen und Bürger aus unterschiedlichen Bereichen die Sache selbst in die Hand nehmen, ist ja im Grunde sehr gut. Zudem arbeiten in unserer Initiative zwei Vertreterinnen der Verwaltung mit. Beide sind unabhängig voneinander zu uns gekommen. Insofern fühlen wir uns von den Verwaltungsmitarbeitern ernst genommen. Mit den politischen Vertretern der Stadt sind Gespräche geführt worden. Auch sie wollen die Initiative unterstützen. Jetzt gilt es, dass jeder auch in seinem privaten Umfeld dieses Thema anspricht und die Menschen sensibilisiert.
Was möchten Sie mit ihren Veranstaltungen, die sie für das Jahr planen, erreichen?
Vor allem wollen wir damit die Menschen ermutigen, sich zu engagieren und nicht wegzuschauen.
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